Gepostet 08.11.2023, Bildung Schweiz
Künstliche Intelligenz ist spätestens seit dem Aufkommen von ChatGPT in aller Munde. Welche Vor- und Nachteile die Integration von KI-Tools in Bildungseinrichtungen mit sich bringt, und wie künstliche Intelligenz dazu beitragen kann, die individuellen Lernbedürfnisse von SchülerInnen zu verbessern, darüber klärt ein Experte auf.
Mit ihnen lassen sich in sekundenschnelle Informationen recherchieren oder Bilder und Videos durch Eingabe von Text generieren. Der Arbeitsalltag wird mit solchen textbasierten Tools effizienter, komfortabler und einfacher.
Roy Franke ist Bereichsleiter EB Digital der EB Zürich und beschäftigt sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz in Bildungseinrichtungen. Für ihn stechen vor allem die positiven Einflüsse des neuen Mediums heraus. Es gelte allerdings, die Möglichkeiten und Risiken abzuwägen.
«Der grosse Vorteil bietet sich darin, personalisierte Lernmöglichkeiten anzubieten und die Lernwege sowie Lernerlebnisse jedes Einzelnen zu individualisieren», so Roy Franke. «Zudem verschaffen KI-Tools Abhilfe in der Administration und sind in der Lage, Aufgaben automatisiert vorzunehmen, was sich z.B. bei der Bewertung von Schülertests oder der Verwaltung von Lernmaterialien zeigt. Aber auch im Bereich der Kursverwaltung kann die KI Aufgaben übernehmen, wie die Verwaltung der Anmeldebuchungen, welche vollautomatisch abgewickelt werden (inkl. einer individuellen Mailbestätigung).»
Nachteile sieht Roy Franke in der Künstlichen Intelligenz im Bereich der Abhängigkeit der Technologie: «Zum einen kann die Gefahr bestehen, dass traditionelle Lernmethoden vernachlässigt werden und alles auf die Karte Technologie gesetzt wird. Es wird nicht mehr hinterfragt, was der gewünschte Mehrwert beim Einsatz der Technologie ist. Zum anderen könnten sich die Ausbildner / Lehrpersonen zu stark auf die Technologie verlassen und diese nicht mehr kritisch hinterfragen, wenn z.B. Outputs von ChatGPT 1:1 übernommen werden, ohne vorher nochmals überprüft zu werden.»
Roy Franke erklärt, dass KI-Tools dabei helfen, die individuellen Lernbedürfnisse von Schülern besser zu erkennen und zu unterstützen, indem die KI in Lernplattformen integriert wird. So entstehen sogenannte adaptive Lernplattformen, welche jedem Einzelnen personalisierte Lernwege vorschlagen können und entsprechend dem Niveau zusätzliches Übungsmaterial zur Verfügung stellen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die KI dabei hilft, mit dem Teilnehmer individuelle Lernziele festzulegen und deren Fortschritte zu überwachen und Tipps mit auf den Weg der Umsetzung zu geben.
«KI-Tools ermöglichen es, jedem Einzelnen personalisierte Lernwege vorzuschlagen und auf diesem Niveau zusätzliches Übungsmaterial zur Verfügung zu stellen.» Roy Franke, Leitung EB Digital
«Oftmals sei es aber auch in der Erwachsenenbildung eine Herausforderung, die Ausbildung, Weiterbildung, den Beruf und das private Leben unter einen Hut zu bringen», ergänzt Roy Franke weiter. Als Stichwort zählt er das Time Management auf, bei welchem die KI dabei unterstützen kann, individuelle Lernpläne zu erstellen und Hinweise auf die Priorisierung sowie Optimierung der Aufgaben gibt.
Der Experte fordert, dass die Lehrpersonen im Umgang mit KI-Tools verstärkt an ihren digitalen Kompetenzen arbeiten und sich grundlegende Kenntnisse wie KI-Prinzipien aneignen. Das sei wichtig, damit die Lehrperson die Möglichkeiten sowie die Grenzen gut einschätzen kann und gleichzeitig auch die eigenen Teilnehmer / Schüler sensibilisiert. Ausserdem ist eine gewisse Anpassungsfähigkeit und Offenheit gegenüber Neuem nötig, vor allem auch deshalb, da sich die KI-Technologie in einem raschen Wandel befindet. «Es ist wichtig, dass man den Anschluss nicht verliert und möglichst am Ball bleibt.» Auch eine gewisse Experimentierfreudigkeit ist gemäss dem Experten wichtig. «Es gilt Freude und Neugier zu haben, die Welt der KI zu entdecken und auszuprobieren.»
EB Digital berät und begleitet Schulen und Organisationen bei der Entwicklung von zeitgemässen Lehr- und Lernmethoden:
Digital Learning
EB Digital zeigt Ihnen auf, wie Sie digitale Methoden in Ihren Unterricht integrieren oder wie Sie ganze Lernangebote konzipieren, planen und umsetzen. In den Kursen zur digitalen Didaktik lernen Sie Planungskriterien und Erfolgsfaktoren für spannenden synchronen und asynchronen Unterricht kennen.
Spatial Computing Lab / VR
Mit dem "Spatial Computing Lab" steht Ihnen eine leistungsstarke Infrastruktur zur Verfügung, welche Ihnen mithilfe von Virtual Reality und Augmented Reality eine neue Dimension des Lernens eröffnet. Virtuelle Elemente können damit methodisch und didaktisch in den Unterricht integriert werden.
Beratung und Coaching
Beim Aufbau oder Einsatz eines eigenen VR-Settings oder bei der Unterstützung von KI, steht Ihnen EB Digital mit einem individuellen Coaching zur Seite und begleitet Sie bei der konkreten Planung und Umsetzung.
Doch auch an anderer Stelle sind die Lehrpersonen gefordert. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern wird sich dank KI dadurch verändern, dass die Lehrperson durch die Individualisierung der KI-generierten Unterstützung ein weiteres Instrument erhält, welche es ihr ermöglicht, spezifischer auf die Bedürfnisse des Schülers einzugehen. Standardisierte Rückmeldungen der KI (z.B. bei Tests) ermöglichen es, dass die Lehrperson an Zeit gewinnt und diese für persönliche Rückmeldungen nutzen kann. Dies führt zum nächsten Punkt, nämlich den Auswirkungen der KI auf Bewertungs- und Prüfungsmethoden.
Gemäss Roy Franke ist es durch die Künstliche Intelligenz nicht nur möglich, automatisierte Bewertungen von Standardaufgaben vorzunehmen, nein, es sei auch möglich, dass Lernende Textinhalte durch KI-Tools wie ChatGPT erstellen lassen. «Es stellt sich die Frage, wie stark klassische schriftliche Arbeiten noch zielfördernd sind. Interessant ist eher der Gedanke, dass während der Ausbildung der Umgang mit KI-Tools thematisiert wird, ja sogar aufgefordert wird, diese einzusetzen. Da dadurch eine Zeiteinsparung bei der Erstellung stattfindet, kann diese freie Zeit für ein Expertengespräch, eine Präsentation oder Erstellung eines Produktes genutzt werden.»
Zu guter Letzt ist auch die Frage des Datenschutzes im Umgang mit künstlicher Intelligenz in Schulen und Hochschulen ein wichtiges Thema: «Basierend auf der neuen Datenschutzverordnung muss dieses Thema aktiv angegangen werden. Wichtig ist, die Ausgangslage zu analysieren und mögliche "Gefahrenpotentiale" zu schliessen. Zudem ist es wichtig, Teilnehmer und Schüler, sowie auch Lehrpersonen und die Administration im Umgang mit KI-Tools richtig zu schulen und sie darauf zu sensibilisieren, welche Daten verwendet werden dürfen und bei welchen Vorsicht geboten ist», so Roy Franke, Bereichsleiter von EB Digital der EB Zürich.
KI-Tools bieten, wenn sie richtig eingesetzt werden, schier unendliche Möglichkeiten, die Arbeit zu vereinfachen. Hier drei Regeln, was im Umgang mit KI-Tools zu beachten ist:
1. Recherchieren im Dialog
Statt nach Stichworten, wird mit Tools wie ChatGPT, Writesonic oder Bard durch den Dialog mit dem Chatbot eine Antwort gesucht. Die Art der Recherche hebt sich dabei grundlegend von der Stichwortsuche von grossen Suchmaschinen wie Google oder Bing ab.
2. Künstliche Intelligenz als Assistent sehen
Die KI schafft Abhilfe bei repetitiven, lästigen Aufgaben und übernimmt diese für uns. Dadurch tritt die Künstliche Intelligenz immer mehr in die Rolle des Assistenten, der uns bei unseren Aufgaben unterstützt. Der Mensch auf der anderen Seite kann sich anderen Tätigkeiten seiner Arbeit widmen, die zuvor vernachlässigt wurden.
3. Klare Zielvorgaben setzen
KI-Tools benötigen klare Zielvorgaben, damit die Antworten zielgenauer werden. Was die KI nicht als Befehl oder Information erhält, kann sie für einen nicht lösen. Deshalb ist es ratsam, seine Prompts mit möglichst vielen, zielgerichteten Informationen zu füttern, die für die KI hilfreich sind.
Quelle: gruender.de
EB Zürich
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