Fünf Gründe, warum sich ein Studium oder eine Weiterbildung in Germanistik lohnt:
Das Studienfach Germanistik gehört zu den geisteswissenschaftlichen Fächern. Die Germanistik ist zudem unter den Bezeichnungen «Deutsche Philologie» oder «Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft» zu finden. In der Germanistik gibt es drei grosse Teilbereiche: die Sprachwissenschaft, die Mediävistik und die Neuere deutsche Literaturwissenschaft.
Die germanistische Sprachwissenschaft (Linguistik) beschäftigt sich mit strukturellen, historischen und pragmatischen Aspekten der deutschen Sprache. Das heisst, es wird analysiert, wie die deutsche Sprache als System aufgebaut ist, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert hat und wie sie von den Sprechern verwendet wird. Im Fokus stehen zum Beispiel sprachliche Varietäten wie Dialekte oder die Umgangssprache. Kommunikationssituationen werden dahingehend untersucht, in welcher Weise die deutsche Sprache benutzt wird. Auch die einzelnen Systemebenen der deutschen Grammatik, wie etwa Satzbau (Syntax), Lautlehre (Phonologie) sowie Wortbildung und Flexion (Morphologie), werden in diesem Teilbereich der Germanistik eingehend behandelt.
Die Mediävistik (Ältere deutsche Literaturwissenschaft) beschäftigt sich mit der deutschen Literatur des Mittelalters. Die für diesen Teilbereich der Germanistik relevanten Texte wurden in der Zeit vom 8. bis 16. Jahrhundert verfasst und liegen somit in älteren Sprachstufen des Deutschen vor. Daher ist der Erwerb von Lese- und Übersetzungskompetenz beispielsweise des Mittelhochdeutschen Bestandteil des Studiums. Auch die Handschriftenkunde wird an vielen Universitäten gelehrt. Die deutschsprachige Literatur des Mittelalters wird in der Mediävistik stets auch im Hinblick auf ihren historischen und gesellschaftlichen Kontext betrachtet.
Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft befasst sich mit der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert an bis in die Gegenwart hinein. Hinsichtlich der zeitlichen Abgrenzung zur Mediävistik hin sind die Erfindung des Buchdrucks und die Reformation von Bedeutung. Dies, da diese historischen Ereignisse eine enorme Auswirkung auf die Reichweite von Texten hatten. In der Neuen deutschen Literaturwissenschaft lernen die Studierenden die verschiedenen Epochen und Gattungen der Literatur kennen. Weiterhin werden aktuelle und historische Literaturtheorien vermittelt. Texte werden unter Anwendung verschiedener Interpretationsansätze analysiert und hinsichtlich ihres kulturellen Kontexts hinterfragt.
In der Schweiz wird der Studiengang Germanistik an Universitäten angeboten. Voraussetzung zur Zulassung zu einem Bachelorstudiengang ist grundsätzlich die Maturität. Kenntnisse einer klassischen Sprache (Latein / Griechisch) sind in den meisten Fällen nicht Voraussetzung zur Zulassung, werden aber empfohlen.
Das Bachelorstudium vermittelt eine umfassende Grundausbildung in den drei Teilbereichen der Germanistik. In der Regel muss das Fach mit mindestens einem weiteren Fach kombiniert werden. Die Lehrveranstaltungen im ersten Semester vermitteln ein umfassendes Grundlagenwissen. Zu einem späteren Zeitpunkt im Studium gibt es dann die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen. Sollten Sie etwa aus familiären oder beruflichen Gründen kein Vollzeitstudium absolvieren können, schränkt Sie das nicht ein. Es besteht an vielen Universitäten die Option, Germanistik als Teilzeitstudium zu absolvieren.
Eine weitere Spezialisierung ist in einem anschliessenden Masterstudium möglich. Möchten Sie das Fach Deutsch unterrichten, können Sie zusätzlich zum Masterstudium in Germanistik einen Lehrdiplom-Studiengang belegen. In diesem Studiengang erwerben Sie die nötigen didaktischen und pädagogischen Kompetenzen dafür. Sollten Sie sich für eine akademische Laufbahn entscheiden, ist nach dem Masterstudium die Anfertigung einer Doktorarbeit möglich.
Das Studienfach Germanistik ist für alle diejenigen interessant, die sich intensiv mit der deutschen Sprache und Literatur beschäftigen möchten. Die Bereitschaft, viele und mitunter sehr anspruchsvolle Texte zu lesen, sollte vorhanden sein. Interesse an sprachlichen Strukturen und der methodischen Analyse von Texten ist ebenfalls hilfreich.
Zu beachten ist, dass ein Studium oder eine Weiterbildung in Germanistik kein klar definiertes Berufsziel beinhaltet. Vielmehr eröffnet es Ihnen vielfältige Berufsmöglichkeiten. So finden Absolvierende der Germanistik ihr berufliches Tätigkeitsfeld beispielsweise im Verlagswesen, in Bibliotheken oder in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Viele Germanistik-Absolvierende sind auch im Bildungswesen, in internationalen Organisationen oder als Übersetzer / Übersetzerinnen, Autoren / Autorinnen und Kulturmanager / Kulturmanagerinnen tätig.
Bei der Entscheidung für ein Studium oder eine Weiterbildung in Germanistik sollten Sie sich Gedanken darüber machen, mit welchem weiteren Studienfach Sie Ihre Ausbildung kombinieren möchten. Im Hinblick auf die spätere Berufswahl ist es wichtig, ein Fach zu wählen, das die Germanistik ideal ergänzt. Sollten Sie sich zum Beispiel für einen Beruf als Übersetzer / Übersetzerin interessieren, bietet sich das Studium einer Fremdsprache an.
An den meisten Universitäten besteht die Möglichkeit, sich weitere Qualifikationen, sogenannte Schlüsselkompetenzen, anzueignen. Davon sollten Sie unbedingt Gebrauch machen und etwa Fremdsprachen, IT-Kenntnisse und Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre oder des Projektmanagements erlernen.
Schon während des Studiums können Sie Praxiserfahrung in Form von Praktika oder Nebentätigkeiten sammeln. Häufig werden auf diese Weise sogar Kontakte geknüpft, die Ihnen nach dem Studium den Weg in den Beruf ebnen können.
Die einzelnen Universitäten setzen in der germanistischen Forschung unterschiedliche Schwerpunkte. Insbesondere, wenn Sie eine akademische Laufbahn in Betracht ziehen, lohnt es sich, eventuell vorhandene Spezialisierungsbereiche unter die Lupe zu nehmen. Diese können Sie dann mit Ihren persönlichen Interessen abgleichen.