Warum sich ein Studium oder eine Weiterbildung in Philosophie lohnt
Die Philosophie, die in der Antike alle Fächer umfasste, bleibt die grundlegende Disziplin der Wissenschaften an der Universität und der Kern einer geisteswissenschaftlichen Ausbildung. Die theoretische als auch praktische Philosophie beschäftigt sich reflektierend und kritisch konzeptionell mit den herausfordernden und fundamentalen Fragen unserer Existenz. Diese Wissenschaft versucht Antworten zu finden auf die Bedeutung und die Möglichkeiten des menschlichen Daseins und der Welt, in der wir leben.
In der Philosophie beschäftigen Sie sich mit Fragen wie: Was macht Menschen menschlich? Was ist der beste Weg zu leben? Was können wir wissen? Was gibt es wirklich? Wie können wir richtig und logisch denken? Was sind Güte, Wahrheit, Schönheit, Raum, Zeit, Verursachung, Sprache, Bewusstsein, Glück, Freiheit, Rationalität, Gerechtigkeit? Fragen wie diese treten bei den meisten Menschen auf, besonders wenn sie jung sind.
Überzeugungen und Annahmen der Philosophie strukturieren unser Leben, oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind. Anstatt Annahmen, Meinungen oder Vorurteile zu akzeptieren beschäftigen sich Philosophen mit den Fragen unserer Existenz und versuchen, sie durch kreatives kritisches Denken, durchdachte Analysen und Argumentationen zu beantworten. Im Studium der Philosophie entwickeln Studierende die Fähigkeiten von vorsichtigem und flexiblem Denken, kritischer Analyse, fundierter Argumentation, objektiver Bewertung, klarem und überzeugendem Schreiben und der Tolerierung von Unsicherheit.
Studierende der Philosophie beschäftigen sich nicht mit starren und festgelegten Definitionen, sondern beleben und verändern die moderne Gesellschaft mit aktuellen Fragestellungen. Um einen Standpunkt fundiert zu begründen ist es wichtig, dass sich Studierende auch mit der Geschichte der Philosophie auskennen. In Methodenkursen werden Studierende deshalb zu Anfang des Studiums mit dem wissenschaftlichen Arbeiten bekannt gemacht. In Vorlesungen und Seminaren begegnen den Studierenden die wichtigsten Disziplinen der Philosophie wie Ethik, Logik, Metaphysik, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie. Neben den Seminaren haben Studierende oft die Möglichkeit sich in Kolloquien, Blockseminaren oder betreuten Projektarbeiten zu profilieren. In weiteren Veranstaltungen werden verwandte Themen wie Rechtsprechung, Medizinethik und Kulturphilosophie vorgestellt. Das Studium der praktischen Philosophie vermittelt den Studierenden Kenntnisse auf Fragestellungen der alltäglichen gesellschaftlichen Probleme.
Das Studium der Philosophie gliedert sich meistens in ein Grund- und ein Hauptstudium. Neben Pflichtveranstaltungen, die den Studierenden ein breites Grundwissen vermitteln, besteht im Verlaufe des Studiums die Möglichkeit der Spezialisierung auf bestimmte Disziplinen. Es besteht ausserdem die Möglichkeit, Philosophie als Haupt- oder Nebenfach zu studieren. Für das Studium als Nebenfach sind entsprechend weniger Lehrveranstaltungen zu besuchen.
Für das Bachelor-Studium mit dem Abschluss Bachelor of Arts sind in der Regel sechs Semester erforderlich. Um einen Master-Abschluss zu erlangen sind weitere vier Semester erforderlich. Das Verfassen einer Master-Arbeit ist die Voraussetzung für eine weiterführende wissenschaftliche Karriere. Vollzeit-Studiengänge Philosophie werden in der Schweiz an diversen Hochschulen durchgeführt. Ein berufsbegleitendes Studium ist vereinzelt auch möglich.
Auch Philosophen kommen nicht ohne Weiterbildung aus. Nur für die wenigsten Absolventen ist die Ausbildung mit dem Bachelor- oder Master-Titel abgeschlossen. Viele schreiben eine Dissertation oder nehmen an einer der zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten teil.
Wer Philosophie studieren möchte, sollte die allgemeine Hochschulreife besitzen. An den meisten Hochschulen reicht die Einschreibung. Die Kenntnis von Fremdsprachen ist von Vorteil, Englischkenntnisse sind obligatorisch. An manchen Hochschulen ist der Nachweis von Latinum oder Graecum erforderlich.
In der Philosophie ist vor allem das tiefgreifende Lesen von Texten erforderlich. Die darin gefundenen Thesen werden in Seminaren diskutiert bzw. vertieft. Das Fach setzt ein grosses Interesse an philosophischen Thesen voraus. Studierende sollten bereit sein, sich mit wichtigen Fragen wie zum Beispiel Gentechnik, Umwelt, Leben, Sterben etc. kritisch auseinanderzusetzen. Auch über aktuelle rechtliche, naturwissenschaftliche oder medizinische Fragen sollten Studierende eine Diskussion bereichern können. Hilfreich sind auch Kenntnisse in Politik, Ökonomie und Sozialwissenschaften und die Fähigkeit, fremdsprachige Texte im Original zu lesen.
Nur die wenigsten Absolventen des Studiengangs arbeiten anschliessend als Philosophen. Doch die Vorteile des geisteswissenschaftlichen Arbeitens werden von Behörden, Organisationen und in der Industrie sehr geschätzt. Durch ihre vielseitigen und oft berufsübergreifenden Kompetenzen sind Bachelor- und Master-Philosophen auf vielen Gebieten einsetzbar.
Wer nach dem Studium ausserhalb der Universität als Philosoph tätig möchte, kann sein Know-how in kantonale Ethikkommissionen einbringen. In vielen Unternehmen gibt es seit einiger Zeit Abteilungen, welche sich um die Social Responsibility einer Firma kümmern. Für Studierende der Philosophie stehen nach dem Studienabschluss ausserdem Beschäftigungsmöglichkeiten in vielen Branchen offen. Mögliche Tätigkeitsfelder sind bei Verlagen, Bibliotheken, Journalismus, in der Ausbildung von Lehrern oder in Forschung und Lehre zu finden. Daneben bieten auf dem freien Markt philosophische Praxen ihr Wissen für die Meisterung des alltäglichen Lebens und dem individuellen Streben an.