Neue Fachleute mit einem ganz neuen Beruf

Gepostet 05.08.2022, Martina Tresch

Was tun gegen den Fachkräftemangel? Ein neuer Beruf soll Abhilfe schaffen: Nächstes werden die ersten Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business EFZ ausgebildet.

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel: Die neue Grundausbildung «Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business EFZ» kann 2023 erstmals absolviert werden. Foto: zvg
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel: Die neue Grundausbildung «Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business EFZ» kann 2023 erstmals absolviert werden. Foto: zvg

Fachkräftemangel ist momentan in aller Munde, alle Branchen sind davon betroffen, sagte kürzlich Boris Zürcher, der Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft gegenüber NAU.ch. Was aber kann dagegen unternommen werden? Die Antwort mag erstaunen: einen neuen Beruf kreieren. Ab dem nächsten Jahr wird es in der Schweiz möglich sein, den Beruf Entwicklerin oder Entwickler digitales Business EFZ zu erlernen. Ein neuer Beruf, der es in sich hat: «Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business sind das Bindeglied zwischen Mensch, Wirtschaft und Technik», erklärt Matthias Bauhofer, Leiter berufliche Grundbildung bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Die Lehre dauert vier Jahre, und unterscheidet sich zu den Berufen Informatikerin und Mediamatiker, die zum einen technisch und zum andern marketingorientiert sind.

Empfohlene Angebote

 

Im Bankwesen oder Gesundheitsbereich

Matthias Bauhofer, Leiter berufliche Grundbildung bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Foto: zvg
Matthias Bauhofer, Leiter berufliche Grundbildung bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Foto: zvg

Was aber tut eine Entwicklerin bzw. ein Entwickler digitales Business? Frauen und Männer in diesem ganz neuen Beruf sind in verschiedensten Branchen zu Hause. Im Bankwesen erarbeiten sie mobile Lösungen für Bezahlapps, in industriellen Betrieben kümmern sie sich um Prozessoptimierungen oder in öffentlichen Verwaltungen vereinheitlichen sie die Toollandschaft. Matthias Bauhofer nennt noch ein Beispiel: «Im Gesundheitsbereich werten sie Daten aus und empfehlen weiterführende Schritte.» Geeignet ist dieses neue Berufsbild für Personen, die an technischen Trends und an der Digitalisierung interessiert sind, Menschen, die Freude an der Analyse von Daten und am Organisieren mitbringen, erläutert der Projektleiter dieser Berufsentwicklung. Weiter zählt er auf: Kommunikations- und Teamfähigkeit, Kreativität, Flexibilität und Eigeninitiative sind der Schlüssel in diesem Berufsfeld. Die ersten Lehrstellen werden bereits jetzt ausgeschrieben, Lehrstart ist 2023. Ziel ist es, dass der neue Beruf in der ganzen Schweiz angeboten wird, die Schulstandorte sind auch bereits für die gesamte Schweiz definiert. «Es dürften hauptsächlich Berufsfachschulen werden, die bereits andere ICT-Berufe ausbilden, aber auch Wirtschaftsschulen, die sich bisher unter anderem auf die Ausbildung von Kaufleuten spezialisiert haben», verrät Matthias Bauhofer.


Zunehmender Bedarf vorhanden

Wie bereits erwähnt, fungieren Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business EFZ als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Technik, sprich, sie vermitteln zwischen technischen Fachspezialisten und anderen Ansprechgruppen. Ist ein neues Berufsbild wie dieses aber überhaupt nötig? «Auf jeden Fall!», betont Matthias Bauhofer. «Die Berufsfeldanalyse hat gezeigt, dass ein zunehmender Bedarf an Fachkräften mit diesen Kompetenzen vorhanden ist.» Berufsleute in diesem Bereich würden einen aktiven Beitrag zur Digitalisierung der Schweizer Wirtschaft beitragen. «Sie unterstützen Betriebe bei der Umsetzung von digitalen Vorhaben und treiben damit Innovationen aktiv voran», so der Projektleiter.


Weiterbildungsmöglichkeiten sind da

Künftige Absolventinnen und Absolventen des Berufs Entwicklerin oder Entwickler digitales Business haben viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, hält Matthias Bauhofer weiter fest. Insbesondere im Bereich ICT sieht er viel Potenzial: «Eine typische Weiterbildung auf der Tertiärstufe ist beispielweise die eidgenössische Berufsprüfung Wirtschaftsinformatikerin oder Wirtschaftsinformatiker EFA. Die Lehrabgängerinnen und -abgänger haben auch die Möglichkeit, sich später im Bereich ICT zu spezialisieren.» So könnten Absolventinnen und Absolventen sich beispielsweise im Bereich von Applikationsentwicklung spezialisieren. Insgesamt stünden ihnen viele Möglichkeiten offen, ähnlich denen von KV-Absolventen. Wie gross das Interesse an diesem neuen Beruf ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Hoffnung ist gross, damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Und der Projektleiter ergänzt: «Wir erhoffen uns, mit dem neuen Beruf insbesondere auch mehr Frauen für die ICT zu gewinnen.»

Weitere Infos zur Grundausbildung: «Entwicklerin oder Entwickler digitales Business EFZ»

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