Gepostet 17.12.2014, Myriam Arnold
Eine dominante Wendeltreppe ziert das Innere der Campus-Bibliothek in Brugg-Windisch. Das Herzstück der Bibliothek ist aber nicht diese architektonische Auffälligkeit, sondern die Technologie, welche die Bibliothek umgibt.
Beinahe übersehen ihn Passanten auf dem Korridor der neuen Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Brugg-Windisch. Der grosse Schriftzug „Medienrückgabe“ auf dem hellen Display fällt jedoch auf und verrät ihn: den Rückgabe-Automaten der Campusbibliothek Brugg-Windisch, der einem Bankomaten zum Verwechseln ähnlich sieht. Statt jedoch Geld auszuspucken, verschlingt dieser Apparat ausgeliehene Bücher und verbucht die Rückgabe direkt im System. „Wir lieben diesen Automaten und möchten ihn nicht missen“, verrät Françoise Mutti, die unter anderem für den Betrieb der technischen Infrastruktur der Campusbibliothek zuständig ist. Hinter den Kulissen angelangt, führt ein Rollband das zurückgebrachte Buch zur richtigen Verteilbox. „Der Automat kontrolliert auch mehrteilige Pakete auf ihre Vollständigkeit“, erklärt Mutti. Ein am Medium angebrachter RFID-Chip mache dies möglich. RFID steht für radio-frequency identification und bedeutet Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen.
Nicht nur die Medienrückgabe läuft in der öffentlich zugänglichen Campusbibliothek automatisch. Die Freihandbibliothek ist ausserdem mit vier Selbstausleih-Stationen ausgestattet. Diese stammen wie der Rückgabe-Automat von der Unternehmung „Bibliotheca“. Solch technische Extravaganz bedarf eines angemessenen Umfelds. Und dies bietet die neue Bibliothek der FHNW. Über drei Etagen erstreckt sich ein moderner und offener Bau. Eine Wendeltreppe verbindet die drei Stockwerke und bildet den architektonischen Mittelpunkt. „Die Akustik ist beinahe zu gut für eine Bibliothek“, sagt Mutti, „aufgrund der offenen Bauweise verteilt sich der Lärm auf allen drei Etagen.“ Für diesen einzigen Kritikpunkt hält das Team unter der Leitung von Isabel Dahinden eine Lösung bereit: „Wir verteilen bei Bedarf gratis Ohrenstöpsel.“ Ansonsten haben Françoise Mutti und Isabel Dahinden nur lobende Worte für ihren neuen Arbeitsplatz. Früher, vor der Zeit der gemeinsamen Campus-Bibliothek sei das ganze Team in den Kleinbibliotheken der pädagogischen Hochschulen in Aarau, Brugg und Zofingen sowie der Hochschulen für Technik und Wirtschaft in Windisch verteilt gewesen. Heute seien sämtliche Stellenprozente unter einem Dach vereint, was dem Entscheid, sämtliche Aargauer Fachhochschulen und somit auch ihre Bibliotheken zu zentralisieren, zu verdanken ist.
Seit der Eröffnung am 12. August 2013 bietet die Campusbibliothek Brugg-Windisch nun Fachliteratur für Pädagogik, Technik und Wirtschaft für die Dozierenden sowie Studierenden der FHNW in einer einzigen Bibliothek an. „Auch Lehrpersonen des Kantons Aargau und weitere interessierte Personen ab dem 16. Lebensjahr können sich ein Benutzerkonto zulegen“, sagt Françoise Mutti. Weiter gehört das Anbieten einer attraktiven und übersichtlichen Bibliotheks- und Lernumgebung zum Leistungsauftrag des NEBIS-Mitgliedes. „Mit den gut 170 Arbeitsplätzen und zahlreichen Leseecken können unsere Besucherinnen und Besucher in Ruhe arbeiten“, sagt Isabel Dahinden. Das Angebot, das auch 22 Computerstationen mit Internetzugang und Office-Paket, WLAN über alle Etagen, Kopierer, Drucker und Scanner beinhaltet, gehört heutzutage gemäss Dahinden einfach zum Standard einer modernen Bibliothek und sei keineswegs Prestige. Die imposante Architektur und die technischen Novitäten passen jedoch bestens zum restlichen Campus, den die lokalen Medien regelmässig als „Prestigebau“ betiteln.
„Brugg-Windisch ist mit den Ausleihstationen sowie dem Rückgabe-Automaten auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt Isabel Dahinden. Es bleibe nun mehr Zeit für die Medienbeschaffung, das Katalogisieren und die Beratung. Eine weitere Neuerung: Seit der Zentralisierung arbeitet die Bibliothek mit der Regensburger Verbundklassifikation (RVK). „Die neue Aufstellungssystematik ist eine gewaltige Herausforderung für uns Mitarbeitende“, erklärt Dahinden. Über 100’000 Medien mussten nach dem neuen System erfasst und aufgestellt werden. Trotz gewisser Eingewöhnungszeit seien die Rückmeldungen der Kundschaft überwiegend positiv. Vor allem die längeren Öffnungszeiten, die technische Infrastruktur sowie die hellen, grosszügigen Arbeitsplätze erfahren grosse Wertschätzung.
Auch die Zukunft wird in Brugg-Windisch modern angegangen. Für das Jahr 2015 plant die Campusbibliothek, sich eine Inventurhilfe anzuschaffen. Dank des sogenannten „Smartstock“ von „Bibliotheca“ können schnell grosse Mengen von RFID-Medien im Bestand inventarisiert werden. „Dieses Gerät sieht aus wie eine grosse Fliegenklatsche und erleichtert die Bestandspflege sehr“, erklärt Mutti. Gerade bei Freihandbibliotheken kommt es häufig vor, dass ein Medium am falschen Ort zurückgestellt und dadurch beinahe unauffindbar wird. „Das ist frustrierend für unsere Kunden“, betont Mutti. Dieses Frustgefühl werde mit der Inventurhilfe bedeutend weniger oft aufkommen. Schliesslich ist das Kernziel einer jeden Bibliothek zufriedene Besucherinnen und Besucher, die mit einem Stapel an Medien die Bibliothek wissbegierig und voller Vorfreude auf die Lektüre verlassen.