ChatGPT im Studium: Top oder Flop?

Gepostet 10.03.2023, Anna Epp

ChatGPT hat Einzug gehalten in den Studienalltag. Wir haben mit Studierenden gesprochen, wie sie das KI-Tool nutzen. Zudem nimmt ein Experte und ChatGPT selbst Stellung.

Das kritische Denken wird mit dem Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT umso wichtiger. Foto: Adobe Stock
Das kritische Denken wird mit dem Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT umso wichtiger. Foto: Adobe Stock

ChatGPT schlägt hohe Wellen, und auch im Studienalltag ist das KI-Tool präsent. Bei Roman, Student Artificial Intelligence and Machine Learning, hat ChatGPT vor allem seine Art zu lernen beeinflusst. Bei Unsicherheiten überprüft er sein Wissen: «Ich beschreibe ChatGPT das Konzept oder die Thematik und frage, ob das so einen Sinn ergibt.» Dass er ChatGPT aber nicht blind vertrauen kann, ist ihm bewusst: «Natürlich kann man sich nicht 100 % darauf verlassen, dass die Antwort immer korrekt ist. Darum sollte man die Antworten immer kritisch hinterfragen und bei Zweifeln gegebenenfalls selbst noch recherchieren. Trotzdem ist es vielfach eine grosse Hilfe, da ChatGPT auch begründet, warum meine Aussage seiner (ChatGPT’s) Meinung nach richtig oder falsch ist.» Beim Programmieren kommt ihm ChatGPT auch ab und zu zur Hilfe: «Wenn ich Libraries und Frameworks benutze, welche nicht gut dokumentiert sind, kann ChatGPT einem eine Menge Zeit ersparen.» Der Programmcode muss aber oft noch angepasst und kontrolliert werden. Zudem rät Roman davon ab, einfach Codes zu kopieren, ohne dass man deren Funktion selber versteht. Bei Romans Studiengang wurden bereits Regelungen in Bezug auf den Einsatz von ChatGPT an Prüfungen und in schriftlichen Arbeiten erlassen. So werde beispielsweise bei Openbook Prüfungen der Zugriff aufs Internet beschränkt: «Das heisst, es wird zum Beispiel vorgegeben, auf welchen Websites man sich während der Prüfung bewegen darf. Dabei ist ChatGPT meist nicht erlaubt, da ansonsten das Konzept der Prüfung nicht mehr wirklich Sinn macht.»

Wirtschaftsmasterstudentin Lena* nimmt ChatGPT auch gerne mal mit in die Vorlesung: «Wenn ich die Antwort auf eine Frage des Dozierenden nicht wusste, habe ich auch schon ChatGPT gefragt.» Aber auch um Definitionen nachzulesen oder zu Inspirationszwecken, kommt sie gerne mal auf ChatGPT zurück. «Ich bin gerade dabei, ein Thema für die Masterarbeit zu suchen und habe ChatGPT um Rat gefragt. Das Programm hat mir sehr viele gute Inputs und Herangehensweisen ausgespuckt.» Dass die Qualität der Antworten sehr unterschiedlich ausfallen kann, hat sie auch schon festgestellt. Bisher war sie aber mit den Resultaten zufrieden. Und warum Lena ChatGPT nutzt? Manchmal fehle es ihr schlichtweg an Kreativität, teilweise aber auch an Motivation.

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Dr. Yoshija Walter, Studiengangsleiter am Institut für Management und Digitalisierung an der Kalaidos Fachhochschule hat eine Begründung, weshalb ChatGPT so gehypt wird: «Auf einmal gibt es Zugriff der Öffentlichkeit auf die Technologie und für viele ist das Ganze neu. Daher wird es wohl auch so stark gehypt. Aber für Fachpersonen ist es eigentlich nichts Neues. Was allerdings für alle neu ist: Die Maschinen werden immer schneller und die Datenfülle immer grösser – daher werden auch die Modelle immer besser.» Der grosse Vorteil von ChatGPT sieht Dr. Yoshija Walter darin, dass für die Nutzung keine Programmierkenntnisse notwendig sind. Und was sagt der Experte, wenn es um die Qualität der Antworten geht? «Die Modelle sind nicht darauf ausgelegt, die ‹Wahrheit› zu rapportieren, sondern eine möglichst natürliche Antwort zu generieren», kritisiert Dr. Yoshija Walter. Das bedeutet, dass das Modell versucht, so menschlich wie möglich zu klingen. Die Gefahr, dass dabei die Antworten frei erfunden sind, sei relativ gross. Der Mehrwert dieser Modelle liege klar auf der natürlichen Sprachentwicklung, so Dr. Yoshija Walter. «Man kann kleinere Texte damit verfassen, wo die Qualität nicht so eine Rolle spielt. Man kann auch erste Ideen mit den Tools generieren», fügt er an. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn eine gewisse Qualität oder Fakten erwartet werden. «Genau das kann man im Moment mit diesen Modellen kaum gewährleisten», hält Dr. Yoshija Walter fest. «Eine akademische Arbeit sollte man also auf keinen Fall mit ChatGPT schreiben. Aber man kann erste Ansätze generieren, wenn man gerade keine Idee hat, wo man starten soll.»

«Besonders wichtig ist, dass sich die Studierenden bewusst sind, dass sie das eigene Denken nicht abgeben dürfen. Das Thema ‹kritisches Denken› wird gerade mit solchen Tools umso wichtiger.» - Dr. Yoshija Walter

An der Kalaidos Fachhochschule ist es nun wichtig, «dass sich alle Beteiligten über die Vor- und Nachteile der Möglichkeiten bewusst werden und so einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik erlernen», berichtet Dr. Yoshija Walter. Zudem wird der Anpassungsbedarf an Richtlinien und Prüfungsarten geprüft.

Und wie wird ChatGPT bzw. künstliche Intelligenz den Bildungssektor in Zukunft beeinflussen? Auch dazu hat Dr. Yoshija Walter eine Antwort: «Die Einführung von modernen KI-Modellen (nicht nur ChatGPT) hat zwangsläufig transformativen Charakter. Die Einführung des digitalen Rechners hat nicht schlagartig, sondern langsam unsere Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir arbeiten, kommunizieren und unseren Alltag gestalten, verändert. Genau gleich auch mit der Entwicklung der Smartphones und des Internets. Mit KI-Modellen wird es nicht anders sein: Ihre Fähigkeit sowohl der Bildgenerierung und Bilderkennung (man nennt dies ‹computer vision›), wie auch der Sprachgenerierung und Spracherkennung (man nennt dies ‹natural language processing› oder kurz: NLP) wird bestimmt in Zukunft unsere Herangehensweise zu Bildern und Texten verändern. Auch wenn es viele kritische Stimmen gibt, die Angst vor den Entwicklungen haben: Es gibt sehr viele Chancen, die damit einhergehen. Es gilt, diese Chancen zu entdecken und zu nutzen, während wir gleichzeitig die Risiken im Auge behalten sollten und versuchen müssen, mit diesen verantwortungsvoll umzugehen.»

*Name der Redaktion bekannt

Und was meint ChatGPT, wofür Studierende den Chatobot nutzen? 

Studierende können ChatGPT aus verschiedenen Gründen nutzen, zum Beispiel:

  1. Beantwortung von Fragen: Studierende können ChatGPT nutzen, um Antworten auf Fragen zu erhalten, die im Zusammenhang mit ihrem Studium stehen. ChatGPT kann dabei helfen, schnell und effizient Antworten auf Fragen zu finden, die Studierende vielleicht nicht ausreichend in ihren Lehrbüchern oder Vorlesungen finden konnten.
  2. Unterstützung beim Lernen: ChatGPT kann Studierenden auch dabei helfen, ihr Lernen zu unterstützen, indem es ihnen zusätzliche Informationen und Ressourcen zur Verfügung stellt. ChatGPT kann zum Beispiel Lernmaterialien empfehlen oder nützliche Tipps zum erfolgreichen Studium geben.
  3. Hilfe bei der Entscheidungsfindung: Studierende können ChatGPT auch nutzen, um bei Entscheidungen im Zusammenhang mit ihrem Studium zu helfen. ChatGPT kann beispielsweise Informationen zu verschiedenen Studienprogrammen oder Karrierewegen bereitstellen.
  4. Verbesserung der Sprachkenntnisse: Studierende, die eine andere Sprache lernen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten, können ChatGPT nutzen, um ihre Fähigkeiten in der Zielsprache zu verbessern. ChatGPT kann dabei helfen, schwierige Vokabeln oder Grammatikregeln zu erklären und Übungen zu empfehlen.
  5. Unterhaltung: Studierende können ChatGPT auch nutzen, um sich zu unterhalten und neue Dinge zu lernen. ChatGPT kann dabei helfen, interessante Fakten oder Geschichten zu erzählen und Gespräche zu führen, die das Interesse der Studierenden wecken.

(Antwort von ChatGPT auf die Frage «Für was nutzen Studierende ChatGPT?»)

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