Gepostet 15.06.2016, Gabriel Aeschbacher
Wie man Menschen richtig managt, steht in vielen Büchern zum Thema der Mitarbeiterführung geschrieben. Wir schauen hinter die Kulissen und zeigen, wie das in der Praxis gelebt wird.
„Behandle dein Team so, wie du selbst behandelt werden möchtest“, ist eine alte Weisheit, die bis heute ihre Gültigkeit hat; besonders in der Mitarbeiterführung, denn hier zählt nicht nur die Theorie, sondern vor allem die gelebte Praxis. Dort zählen Eigenschaften, welche man auch im Privatleben und im Austausch mit Mitmenschen schätzt: Vertrauen haben, wohlwollend agieren – und dabei stets einen freundlichen Ton wahren. Oder echte Wertschätzung zeigen. Nicht eine, die aufgesetzt oder – noch schlimmer – nur gespielt ist. Und natürlich braucht es auch ein hohes Mass an Empathie, die Fähigkeit also, sich in andere hineinversetzen zu können.
Doch was sind nun die Eckpfeiler in Sachen Mitarbeiterführung? Beat Wullschleger (41) leitet die Geschicke der Wilhelm Schmidlin AG seit 2007, zusammen mit seinem Bruder Urs. Seine Führungsphilosophie lässt den Mitarbeitenden viel Raum zur Entfaltung. Beat Wullschleger führt sie gewissermassen an der langen Leine. „Solange alles gut läuft, sehe ich keinen Grund, mich allzu sehr einzumischen.“ Und er ist auch nicht einer, der auf den Putz haut, wenn mal etwas schief geht. Er schätzt zudem, dass seine Firma auf viele langjährige Mitarbeitende zählen darf. „Keine Selbstverständlichkeit“, so der Chef, dem es aber auch ein Anliegen ist, dass die rund 80 Mann starke Belegschaft nicht in Routine erstarrt. Daneben geht es darum, die Firma Wilhelm Schmidlin AG im harten Wettbewerb immer wieder so zu positionieren, damit man auf Augenhöhe mit der Konkurrenz ist. So haben die Gebrüder Schmidlin seit ihrem Amtsantritt schon einiges getan, damit die Stahlbadewannen mit dem Label „swissmade“ auch künftig in ganz vielen Badezimmern Platz finden: Ein eigenes Baulabor (2008), das neue Emaillierwerk mit modernsten Fertigungstechniken (2009), das grosszügige Logistikcenter (2013) sowie die konsequente Umsetzung von Lean Management und Kaizen legen Zeugnis davon ab, dass man nicht nur in die Mitarbeitenden, sondern auch in die Zukunft der Firma investiert.
„Wichtig ist, dass ich authentisch bin.“
Nicht mit Stahlbadewannen, sondern viel eher mit Jugendlichen und Erwachsenen zu tun hat Björn Engeli (41), der dem Kollegium St. Michael in Zug seit 2014 als Schulleiter vorsteht. „Ganz wichtig erscheint mir, dass ich als Chef authentisch bin“, sagt er, der selber als Primarlehrer gearbeitet hatte und deshalb weiss, wie seine Leute an der Front ticken. Nun seit gut zwei Jahren zurück in der Schweiz, verlässt er sich zudem auf seinen kommunikativen und wertschätzenden Führungsstil, den er für den pädagogischen Bereich als unabdingbar erachtet.
Und wie schaut die Seite derjenigen aus, die selber nicht Chef sind? Nicolas Odermatt (25) schätzt, dass in einem Gespräch immer auch mal wieder eher private Aspekte miteinfliessen. Schliesslich wolle ein Arbeitnehmer auch spüren, wie sein Gegenüber ticke. Würde man nur rein geschäftliche Aspekte thematisieren, sei ein längerfristiges Miteinander eher schwierig. „Ein Chef darf ruhig auch Ecken und Kanten haben – und diese auch zeigen“, sagt Odermatt, der in seiner Freizeit auch Leute führt. Als Unihockey-Schiedsrichter muss auch er – Spiel für Spiel – die richtige Balance finden, denn manchmal gehen die Emotionen hoch und dann gilt es, die gute Mischung zwischen Autorität und Fingerspitzengefühl anzuwenden.