Gepostet 06.04.2022, Matthias Furger
Die Welt der Berufe ist ebenso gross, wie die Vielfalt der Stellen innerhalb einer Berufsgattung. Und doch kommt kaum jemand um das eine herum: das Vorstellungsgespräch.
Vielen von uns läuft beim Gedanken an ein Vorstellungsgespräch ein leichtes Schauern über den Rücken. Allerdings wäre das nicht nötig. Denn zum einen ist ja die erste grosse Hürde bereits geschafft, wenn man überhaupt die Einladung für ein Vorstellungsgespräch erhält. Zum andern kann man sich professionell für ein Vorstellungsgespräch coachen lassen. Beispielsweise bieten kantonale Berufs-Informationszentren (BIZ) entsprechende Beratungsangebote an. Aber auch am IAP, Institut für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), kannst du Beratungen besuchen, die für ein Vorstellungsgespräch hilfreich sind.
Otto Vetter vom BIZ Luzern empfiehlt für jedes Vorstellungsgespräch: «Wahrhaftiges Interesse zeigen, die Chance nutzen, sich zu verkaufen und sich nicht damit begnügen, nur Fragen zu beantworten.» Ein bekanntes Sprichwort im Englischen lautet zudem «You’ll never get a second chance to make a good first impression». Der erste Eindruck ist also der wichtigste. Diesen gewinnt dein Gegenüber nicht erst beim Gesprächsstart, sondern schon viel früher. «Pünktlichkeit, ein möglichst ruhiges, gar gelassenes Auftreten, der Blickkontakt, die Begrüssung mit Namen – all das macht einen ersten Eindruck aus», erklärt Stefan Gerig vom IAP der ZHAW.
Es ist zudem nicht egal, wie du aussiehst. Ganz gerecht ist das zwar nicht, denn wir sind nun mal nicht alle mit der körperlichen Erscheinung eines Filmstars gesegnet. Professionelle Personalverantwortliche wissen das aber und werden dafür sorgen, dass deine Chancen fair sind. Schliesslich haben sie dich ja aufgrund deines Bewerbungsdossiers eingeladen, nicht wegen deines Instagram-Accounts. Trotzdem: «Gerade bei der Wahl der Kleidung gilt: Underdressed ist streng verboten! Overdressed zu sein, ist hingegen kein Problem, denn dieser Umstand geht im Verlauf des Gesprächs vergessen.», wie Stefan Gerig erklärt. Darüber hinaus kann es nicht schaden, vor dem Vorstellungstermin noch zu duschen.
Natürlich lohnt sich eine minutiöse Vorbereitung. «Hilfreiche Tipps und Tricks zum Vorstellungsgespräch finden sich etwa auf Berufsberatung.ch» so der Hinweis von Otto Vetter. Ebenfalls betont er: «Sich auf der Webseite über das Unternehmen zu informieren, ist unerlässlich!» So kannst du dir im Vorfeld des Gesprächs einige Gedanken machen. Welche Fragen können auf dich zukommen? Wo liegen deine Stärken, wo deine Schwächen? Welche Fragen solltest du selbst stellen? Welche darfst du stellen? Und welche sind unangebracht? Andererseits sollten Antworten nicht einstudiert wirken. Was zudem viele unterschätzen: Wir kommunizieren immer, auch wenn wir nicht reden. Die nonverbale Kommunikation, insbesondere die Art, wie wir zuhören, sagt viel über uns aus und kann uns sogar entlarven, wenn wir unehrlich sind. Dass soll aber wiederum nicht heissen, dass du deinem Gegenüber deine Schwächen auf die Nase binden sollst. «Gerade bei der Frage nach Schwächen lohnt es sich, Eigenschaften zu erwähnen, die weder mit der Stelle noch mit der Funktion verlinkt werden können oder die sogar Sympathie wecken können», so Stefan Gerig.
Letztlich ist das, was du sagst, im besten Fall die Hälfte von dem, was du von dir preisgibst – ob du willst oder nicht. Bei einem Vorstellungsgespräch schwingt unter anderem viel Psychologie mit und du darfst davon ausgehen, dass Personalverantwortliche sich damit auskennen. Es schadet also nichts, wenn du selbst auch das eine oder andere darüber weisst. So gelingt es dir, ein bestmögliches uns gleichzeitig authentisches Bild von dir und deinen Fähigkeiten zu vermitteln. Und im Erfolgsfall resultiert daraus das, was sich sowohl Bewerberinnen und Bewerber als auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von einem Vorstellungsgespräch erhoffen, nämlich eine Win-win-Situation.