Gepostet 09.01.2016, Myriam Arnold
Zürich gesellt sich zu den Kantonen, die das Lehren der Schnüerlischrift an Primarschulen eingestellt haben. Wie der Zürcher Bildungsrat mitteilt, wird sie durch die Basisschrift abgelöst.
„Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen“, sagt die 26-jährige Angela leicht nostalgisch. „Als die Lehrerin verkündete, dass wir nun die Schnüerlischrift lernen und bald unseren ersten Fühlfederhalter inklusive Gravuren erhalten würden, waren wir alle furchtbar aufgeregt.“ Ihre Freude habe aber schnell nachgelassen: „Die Lehrerin zeigte uns jeweils einen Buchstaben in Gross- und Kleinschreibung, den wir als Hausaufgabe mindestens hundert Mal schreiben mussten.“ Beim Buchstaben D wollte ihr dann der Schwung einfach nicht recht gelingen. „Ich habe mir so Mühe gegeben und war stundenlang an der Hausaufgabe dran. Am nächsten Tag bei der Hausaufgaben-Korrektur meinte meine Lehrerin, meine D würden aussehen wie Kartoffeln – ich war am Boden zerstört“, erinnert sich Angela und lacht dabei.
Solche Anekdoten über die Hassliebe zur Schweizer Schulschrift, den eigentlichen Namen der Schnüerlischrift, wird es ab Sommer 2016 im Kanton Zürich nicht mehr geben. Der Zürcher Bildungsrat teilte mit, dass ab dem Schuljahr 2016/17 die Schnüerlischrift durch die Basisschrift abgelöst wird. Damit ist Zürich der vierzehnte Kanton, der die Einführung der Deutschschweizer Basisschrift beschlossen hat. Luzern war vor fünf Jahren der erste Kanton, der die Basisschrift einführte. Im 2014 sprach sich auch die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz für die neue Schrift aus.
Stephanie Arnold, Primarlehrerin in Regensdorf, ist erfreut über den Beschluss des Bildungsrates. Für viele Primarschülerinnen und -schüler sei das Lernen der Schnüerlischrift verbunden mit Stress. „Für sie ist es bereits die zweite Schrift, die sie innert kurzer Zeit lernen müssen. Jetzt werden die Stein- und Schnüerlischrift durch die Basisschrift ersetzt. Das ist optimal.“ Weitere Vorteile der neuen Schrift sieht Arnold für Linkshänder. Sie gehe besser von der Hand, da sie keine Neigung aufweise. „Ausserdem finde ich es richtig, den Schwerpunkt neu auf eine leserliche, fliessende und persönliche Schrift zu legen“, erklärt die 32-Jährige.