Gepostet 29.01.2016, Myriam Arnold
Der Beruf der Buchführung ist mit Vorurteilen behaftet. Wo dieser Beruf Abwechslung bietet und warum es nicht immer eine Spezialisierung par excellence sein muss, erzählt eine Sachbearbeiterin Rechnungswesen.
Eine Frau, die in unscheinbaren Klamotten und mit einer grossen, langsam aus der Mode gekommenen Brille an ihrem perfekt aufgeräumten Schreibtisch sitzt. Ihre nach hinten gebundenes Haar ist ebenso streng wie ihr Blick. Sie ist konzentriert, in die Zahlen vertieft. Ablenkung, Störung und Unerwartetes – zum Beispiel falsch verbuchte Spesen oder eine Mahnung – bringen sie aus dem Konzept. Und auf die Palme. Auf diese Weise stellt man sich klassischerweise das graue Mäuschen aus der Buchhaltung vor. Oder?
An dem mit Klischees beladenen Berufsbild des Buchhalters beziehungsweise der Buchhalterin entspricht Andrea Imfeld aus Schattdorf jedoch überhaupt nicht. Die aufgeweckte und redselige 26-Jährige ist eine Macherin aus dem Bilderbuch. Viel um den heissen Brei redet sie nicht. Sie kommt schnell auf den Punkt und packt mit an, wenn es die Situation bedarf. Starre Strukturen und Abläufe braucht sie nicht, um ihr Berufsglück zu finden. Ganz im Gegenteil: Die Urnerin liebt Abwechslung.
Diese findet sie nun seit fast sieben Jahren bei der öffentlich-rechtlichen Aktiengesellschaft Abwasser Uri. Als einzige kaufmännische Mitarbeiterin ist Imfeld für das ganze Rechnungswesen und das Gebühreninkasso zuständig. Da sie dem Geschäftsführer direkt unterstellt ist, erledigt sie auch andere administrative Aufgaben. Zudem nimmt sie sich als Berufsbildnerin jeweils dem kaufmännischen Lernenden an. „Bereits in der Primarschule und in der Sek gab ich Mathematik den Vorzug gegenüber den Sprachfächern“, erzählt die 26-Jährige. Während der kaufmännischen Lehre entpuppte sich dann das Fach Finanz- und Rechnungswesen als ihr Lieblingsfach. In der Begriffswelt von Kreditoren, Debitoren, Eigenkapital und flüssigen Mittel fühlt sich die Zahlen-Närrin seit diesem Zeitpunkt zu Hause.
Als Andrea Imfeld nach der kaufmännischen Lehre mit Berufsmatura die neue Stelle bei Abwasser Uri antrat, wurde ihr eine Weiterbildung im Bereich Finanz- und Rechnungswesen nahegelegt. Und vollends finanziert. „Ich kann mich glücklich schätzen, in einem Betrieb tätig zu sein, welcher der Weiterbildung von Mitarbeitenden einen derart hohen Stellenwert einräumt“, sagt Imfeld. Dass dies keine Selbstverständlichkeit sei, weiss die 26-Jährige. So entschied sie sich für die Ausbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen und Treuhand mit dem Qualitätslabel edupool.ch an der KV Luzern Berufsakademie.
Die berufsbegleitende Ausbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen vermittelt während drei Semestern Know-how im finanziellen und betrieblichen Rechnungswesen. Zudem enthalte der Lehrgang die rechtlichen, steuerlichen und sozialversicherungstechnischen Bestimmungen, die essenziell für den Berufsalltag in der Schweiz seien. „Diese Weiterbildung eignet sich für all jene, die Freude am Umgang mit Zahlen haben und in einem Unternehmen mit Buchführung zu tun haben“, erklärt Imfeld. Sie würde den Lehrgang aber vorwiegend Inhabern des kaufmännischen Fähigkeitsausweises empfehlen: „Die Ausbildung ist für Nicht-Kaufleute sehr anspruchsvoll – jedoch nicht unmöglich.“
„Die beruflichen Entwicklungsperspektiven sind sehr attraktiv“, schreibt KV Luzern auf ihrer Website. In der Tat: Das Diplom ist bei der Zulassung zur Berufsprüfung Fachmann/-frau im Finanz- und Rechnungswesen mit eidgenössischem Fachausweis anerkannt. Diese Weiterbildungsmöglichkeit zieht Andrea Imfeld nicht in Betracht. „Damit würde ich mich meiner Meinung nach zu sehr spezialisieren. Wie gesagt, ich will ein vielfältiges Aufgabenfeld. Darum sehe ich mich künftig eher in einer Weiterbildung im Bereich Personal oder Marketing.“ Momentan sei sie aber glücklich mit dem Status quo. Das ist das wichtigste. Und das einzige, was zählt.