Gepostet 11.04.2022, Martina Tresch-Regli
Die Arbeit mit grossen Maschinen gefiel ihm, Lebensmittel interessierten ihn. Sein Weg führte René Imholz schliesslich zu seinem jetzigen Beruf: Er ist Lebensmittelingenieur.
Angefangen hat alles zwischen Holz und Sägespänen. Eine handwerkliche Lehre sollte es sein, fand René Imholz nach der Sekundarschule, also lernte er Schreiner. Dass er später einmal in der Lebensmittelindustrie landen würde, war für ihn damals überhaupt nicht klar. «Nach der Berufsmatura und diversen Jobs als Zimmermann, Bauarbeiter oder Barkeeper suchte ich nach meiner Berufsrichtung», erzählt der Urner. Ausgerechnet, als er auf dem Bau arbeitete, fiel ihm auf: «Die Arbeit mit grossen Maschinen gefällt mir.» Auch interessierte sich René Imholz für Lebensmittel. Der Besuch bei der Laufbahnberatung führte dazu, dass er ein Praktikum bei einer Kleinmolkerei absolvierte. Von da an wusste er: «Ich will mit Lebensmittel arbeiten.»
Forschung und Herstellung
Ob Lebensmitteltechnologe EFZ, Lebensmitteltechniker HF, oder Lebensmittelingenieur: Bei allen drei Berufsrichtungen geht es um die Entwicklung, Herstellung und Forschung von Lebensmitteln, Optimieren von Rezepturen und vielem mehr. Der gelernte Schreiner entschied sich nach seinem Praktikum im Lebensmittelbereich – dieses wird ohne relevante Berufserfahrung für ein Studium vorausgesetzt – für das Bachelorstudium Lebensmitteltechnologie an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Der Start war allerdings kein einfacher: «Das Studium war viel schwieriger als das, was ich bis dahin kannte. Ich war überrascht, und musste mich darauf konzentrieren, nicht rauszufliegen», erzählt er rückblickend. Fächer wie Mathematik und Chemie bereiteten ihm Probleme, in der Ernährungsphysiologie oder Biologie fand er jedoch seine Stärken. «Alles, was sich rund ums Thema Ernährung drehte, interessierte mich sehr», sagt der Altdorfer. Es folgten Praktika, in denen er Analysegeräte kennenlernen oder zum Beispiel die Herstellung von Lebensmitteln wie Mayonnaise oder Blätterteig unter die Lupe nehmen durfte. «Solche Experimente waren total spannend und witzig.» Nach Semesterarbeiten, einer Literaturarbeit und der Bachelorarbeit, für die er sich mit der Ernährung älterer Menschen auseinandersetzte, hatte er den Abschluss schliesslich in der Tasche.
In der Produktion und Personalplanung
Seit eineinhalb Jahren ist René Imholz inzwischen als Lebensmittelingenieur bei der Milchverarbeiterin Emmi tätig. «Als einer von sieben Teamleitern in unserer Abteilung leite ich ein Team von 13 Personen», erklärt der 29-Jährige. Er vergleicht seine Produktionsanlagen mit der Instandhaltung eines Autos: «Ich bin dafür verantwortlich, dass der Wagen läuft, dass der Service gemacht ist und alles in Schuss bleibt», veranschaulicht er. In seinem Betrieb bedeutet das: Er trägt die personelle und fachliche Verantwortung für seinen eigenen Bereich. «Spannend ist, dass ich sowohl in der Personalplanung involviert als auch in der Produktion eingespannt bin.» Im Tagesgeschäft hat er stets mit komplexen Prozessen zu tun – immer unter dem Aspekt strenger Hygienemassnahmen. Hinzu kommen jeweils spezielle Projekte, wie er berichtet: «Ich darf neue Produkte teilweise mitentwickeln oder Erstproduktionen begleiten. Dabei kann ich meine Erfahrung und Wissen einbringen und ganz Neues ausprobieren.»
Lebensmitteltechnologen sind gefragt
Wer nun aber denkt, bei der Emmi dreht sich alles «bloss» um Milch, täuscht sich. «Immer öfters kommen vegane Alternativen ins Sortiment», verrät René Imholz. Bevor diese im Regal landen, gelangen auch solche Produkte zuerst in die Hände von Lebensmittelingenieuren. «In meinem Tätigkeitsbereich liegt der Fokus aber tatsächlich auf Frischprodukten auf Milchbasis», hält er fest. Die Firma, in dem der Lebensmittelingenieur arbeitet, ist zwar mit rund 600 Angestellten am Standort ein Grossbetrieb, und zählt weltweit gar über 8500 Mitarbeitende. Doch: «Sie ist so strukturiert, dass die individuellen Teams mit rund zehn Personen sehr klein sind. Man darf und soll sich als Führungskraft Zeit für seine Teammitglieder nehmen.» In seiner Position fühlt sich der 29-Jährige wohl, es bestehe auch die Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln. «Der Beruf des Lebensmittel- oder Milchtechnologen ist gefragt. Es werden immer Fachkräfte gesucht», ist er sich sicher. Der Weg in die Lebensmitteltechnologie kann frei gestaltet werden – klassisch ist sicherlich der Start als Koch oder Köchin, sowie der Beruf Lebensmitteltechnologe EFZ. Doch auch technische Berufe sind als Basis durchaus praktisch, wie René Imholz findet: «Mir persönlich hat es sehr geholfen, zuerst eine technische Grundausbildung zu machen. In unserem Bildungssystem kann man super darauf aufbauen.»