Das Online-Verhalten einer Person wirkt sich darauf aus, wie sie von anderen wahrgenommen wird. Es gibt sechs Fehler, die es im Netz unbedingt zu vermeiden gilt, um die eigene Etikette und somit auch die positive Wirkung zu wahren.
Ist, wer nämlich mit H schreibt, dämlich? Nicht unbedingt. Ein Rechtschreibfehler dieser Art ist vor allem am Computer, Smartphone oder Tablet schnell passiert. Der Grund: „Auf dem Bildschirm fällt das Lesen schwerer als auf dem Papier.“ Dies sagte einst eine Dozentin am Institut für Angewandte Medienwissenschaften in Winterthur. Jede Schreibkraft würde diesen Umstand bestätigen. Deshalb ist es schwieriger, so die Dozentin, Fehler zu entdecken. Hinzu kommt, dass die vermeintlich lockere Kommunikation in der virtuellen Welt dazu verführt, schnell und ohne Korrekturlesen auf „senden“ oder Enter zu drücken.
Benimmregeln fürs Netz
Dass es in der Online-Kommunikation lässig und unbeschwert zu- und hergeht, stimmt jedoch nicht. Denn der etwas peinliche, vielleicht sogar erste Eindruck des „nähmlich“ bleibt beim Gegenüber bestehen. Eine gewisse Etikette sollte daher auch im World Wide Web gewahrt werden. Wo solche und andere Stolpersteine in der digitalen Welt – vor allem mit Bezug auf Ausbildung und Beruf – liegen und wie sie umgangen werden können, zeigt dieser Knigge:
Unseriöse E-Mail-Adresse: Spätestens beim Verfassen der ersten Bewerbung muss eine seriöse Mail-Adresse her. Auf nimmer Wiedersehen also mit linda-maus@hotmail.com, ilovejustinbiber@bluewin.ch oder fcbasel4eva@gmail.com. Eine Adresse, die dem Personalchef oder der Ausbildnerin weitaus mehr Kompetenz verspricht, besteht aus dem Vor- und dem Nachnamen.
Nervöser Zeigefinger: Jede E-Mail und jede SMS an den Vorgesetzten, Kunden oder Dozenten sollte vor dem Senden durchgelesen werden. Ist der Betreff ausgefüllt? Sind keine groben Fehler drin? Passt die gewählte Tonalität und Sprache? Da das Lesen am Bildschirm nicht allen leichtfällt, empfiehlt sich das Ausdrucken der Zeilen auf Papier. Die Zeit, die man sich fürs Kontrollieren und Korrigieren nimmt, weist zudem auf eine gewisse Wertschätzung und Ernsthaftigkeit hin.
Wikipedia als Quelle: Wer bereits einmal eine wissenschaftliche Arbeit verfasst hat, weiss, dass die virtuelle Enzyklopädie als Quelle keine Relevanz hat. Aber auch bei der Erarbeitung eines Dokuments für den Vorgesetzten oder bei der Kreation eines Tweets sollte nicht blind auf das Online-Lexikon vertraut werden. Sie kann falsche, unvollständige und mangelhafte Fakten enthalten. Die Devise sollte darum mindestens lauten: Informationen auf Wikipedia mit deren auf anderen Seiten abgleichen.
Facebook-Freundschaftsanfragen: Beim Stellenantritt oder Studienbeginn trifft man auf viele neue und interessante Menschen. Häufig folgt darauf eine Welle von Freundschaftsanfragen bei Facebook. Diese einmal angenommen, gewährt die Netzwerkplattform nicht nur Einblicke ins Privatleben anderer, sondern auch ins eigene. Dies kann bei der Arbeitskollegin oder beim Kommilitonen durchaus spannend sein, beim Vorgesetzten oder bei der Dozentin hingegen total unangebracht. Ausserdem ist es empfehlenswert, die Privatsphären-Einstellungen von Zeit zu Zeit zu überprüfen.
Peinliches WhatsApp-Profilbild: Wir leben in einer Welt, in der uneingeschränkte Mobilität und Erreichbarkeit dazugehören. Es ist deshalb Usus, seine Handynummer dem Professor, Vorgesetzten und den Kunden anzugeben. Mittels WhatsApp – sofern installiert – öffnet man dem Gegenüber aber sogleich Tür und Tor. So kriegt die Chefin beispielsweise das Profilbild oder das Status-Statement zu sehen. Aus diesem Grund ist es ratsam, nicht ein Foto vom letzten Samstagabend im angetrunkenen Zustand, sondern etwas Angebrachtes zu wählen. Des Weiteren sollten Hasstiraden gegen einen Fussball-Club oder Liebeserklärungen im Status vermieden werden.
Verwendung von Periscope ohne Erlaubnis: Die Versuchung, den Professor oder den Vortragenden mittels Periscope oder anderen Live-Streams zu filmen und in Echtzeit im Internet zu übertragen, ist gross. Denn nur allzu gerne möchte man seinem Kommilitonen oder Arbeitskollegen, der zu Hause mit Grippe im Bett liegt, diesen Gefallen tun. Doch dies birgt persönlichkeitsrechtlich-relevante Gefahren. Bevor also das Handy gezückt wird, unbedingt das menschliche Sujet um seine Einwilligung bitten. Dies gilt im Übrigen auch für Foto- und Tonaufnahmen.
Deine Meinung interessiert
Im Netz gibt es unzählige Stolpersteine und überall lauert die Gefahr, sich unangebracht zu verhalten und zu blamieren. Welche Gefahrenherde kommen dir in den Sinn? Wie streng bist du selbst mit virtuellen Fehltritten anderer? Und was unternimmst du, um die Medienkompetenz deiner Kinder, Mitarbeitenden oder Freunden zu stärken? Deine Meinung interessiert uns!
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