Gepostet 06.06.2016, Bildung Schweiz
Der MAS Energieingenieur Gebäude hat seinen festen Platz im Weiterbildungsprogramm der Hochschule Luzern. Im kommenden Herbst wird der Masterstudiengang bereits zum achten Mal durchgeführt. Inwiefern er sich in der Praxis bewährt, erzählen zwei Absolventen.
Themen wie Energiewende und intelligente Gebäudetechnik sind in aller Munde. Der Bedarf an professionell ausgebildeten Fachkräften ist hoch. Die Hochschule Luzern bietet deshalb das Programm „Passerelle zum Energieingenieur Gebäude“ als Master of Advanced Studies (MAS) an. In Zusammenarbeit mit dem Bund, dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sowie weiteren Verbänden wurde diese Umschulung entwickelt.
Wenn im Herbst der nächste Kurs startet, wird das schon der achte Durchgang sein. Zirka 20 Quereinsteiger absolvieren nach Aussage von Studienleiter Heinrich Manz jährlich den Studiengang – meist sind es Personen mit einem Hochschulabschluss in einem technisch-naturwissenschaftlichen Fach. Der Master ist berufsbegleitend, das heisst, die Absolventinnen und Absolventen arbeiten während dreier Tage pro Woche bei einem Planungsunternehmen, an zwei Tagen studieren sie. „Der Bedarf von Seiten der Wirtschaft ist gross. Gerade Leute, die technisch-naturwissenschaftliche Erfahrungen mitbringen und diese mit dem MAS Energieingenieur Gebäude kombinieren, haben beste Chancen, als Energieexperten erfolgreich Fuss zu fassen“, erklärt Studienleiter Heinrich Manz.
Und wie bewähren sich die Absolventen der zurückliegenden Jahrgänge in der Praxis? Roland Grab, Abteilungsleiter „Projektentwicklung Energie und Nachhaltigkeit“ der Firma Hans Abicht in Zug, schwärmt von der „neuen Berufsgattung“. Vor sieben Jahren hatte er im Zug einer unternehmerischen Neuausrichtung die Möglichkeit, die neue Abteilung zu gründen. Inzwischen beschäftigt er fünf Energieingenieure, die er während ihres Studiums fast alle selbst betreut hat. Zentral ist für ihn die Zusammensetzung des Teams, denn je nach Erstausbildung bringen die Ingenieure einen unterschiedlichen Wissensrucksack mit. Der Energieingenieur sei dann am effizientesten und auch am zufriedensten, wenn er in seiner Arbeit all sein Wissen einsetzen kann. „Ein ehemaliger Maschineningenieur wird sich eher um komplexe Energiekonzepte kümmern, ein Architekt um die Gebäudehülle und Naturwissenschaftler um Nachhaltigkeitskonzepte. Die Stärke des Energieingenieurs kommt da zum Tragen, wo er Aufgaben übernimmt, die von den klassischen Disziplinen und Planungsteams kaum gleichwertig geleistet werden können“, erklärt Roland Grab.
„Die Stärke des Energieingenieurs kommt da zum Tragen, wo er Aufgaben übernimmt, die von den klassischen Disziplinen und Planungsteams kaum gleichwertig geleistet werden können.“ Roland Grab
Wichtig sei es, bei den Auftraggebern ein Bewusstsein für die transdisziplinäre Herangehensweise zu wecken; noch zu oft werde nach altem Schema geplant. Bei der Arealentwicklung Mattenhof-Sternmatt in Kriens war es dank Roland Grabs Engagement möglich, den Bauherren von der Notwendigkeit eines arealübergreifenden Energiekonzepts zu überzeugen. Es wurde von Patrick Ernst, Passerellen-Student des ersten Jahrgangs, erarbeitet. Die Gesamtprojektleitung lag hier nicht wie üblich beim Architekten, sondern beim Energieingenieur. Insgesamt koordiniert Ernst zwei Architekten und 15 Gebäude. Er ist für den Bereich Energie und Nachhaltigkeit verantwortlich sowie für die energiebezogene Infrastrukturplanung bis auf Gebäudeebene.
Ein anderer MAS-Absolvent ist Daniel Kaufmann. Der Maschineningenieur und ICT-Spezialist ist für das Projekt Energieverbund Zug zuständig. „Mit Wärmebedarfsanalyse im Geoinformationssystem konnten wir aufzeigen, wo die grossen Energieverbraucher liegen, und so die Etappierung des Energieverbunds optimal planen. Das ist ein typisches Projekt, bei dem das Wissen eines Energieingenieurs unerlässlich ist“, sagt Kaufmann.
„Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass man bei komplexen Projekten zuerst einen Energieingenieur beizieht.“ Daniel Marti
Auch Daniel Marti, Präsident von Alenii, dem Netzwerk der Energieingenieure, macht sich für das neue Berufsbild stark: „Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass man bei komplexen Projekten zuerst einen Energieingenieur beizieht.“ Sowohl bei den Auftraggebern wie auch bei den Planungsfirmen sei ein Umdenken nötig. Ein Umdenken erwarte er auch von den Firmen, die beim Passerelle-Programm mitwirken. Der Mehrwert, den ein Energieingenieur einer Firma bringen kann, sei enorm. Seine breite Expertise stärke auch die Position seines Arbeitgebers gegenüber dem Auftraggeber. Martis Erfahrung: „Die Auftraggeber wissen das zu schätzen, und nicht selten folgt dem ursprünglich beauftragten Energiekonzept dann ein Auftrag im angestammten Planungsbereich.“