Gepostet 11.04.2016, Gabriel Aeschbacher
Das Studium erfolgreich hinter und die berufliche Zukunft vor sich. Wir zeigen, wie José und Hanna den Einstieg ins Berufsleben schaffen - und welche Perspektiven sie haben.
José* (29) steht nun schon seit fast einem Jahr vor seiner ersten Klasse – und hat noch immer Freude an seinem Job als Oberstufenlehrer an einer Innerschweizer Privatschule, wo er den Berufseinstieg gewagt hat. Nicht nur eine Selbstverständlichkeit, denn die Ausstiegsquote bei Junglehrern nach dem Studium ist beängstigend hoch. «Ich habe mich gut vorbereitet, bin in ein tolles Team gekommen und habe zuvor einige Stellvertretungen absolviert, was mir den Einstieg erleichtert und mich auch stressresistent gemacht hat», resümiert José, für den nach der PH Luzern klar war, dass er unbedingt in den Beruf einsteigen möchte. Vorerst zumindest, denn was die langfristige Zukunft bringt, steht für den 29-Jährigen noch mehr oder weniger in den Sternen geschrieben. Momentan hat er sich fest vorgenommen, einen Klassenzug durchzuziehen, was bedeuten würde, dass er mindestens bis Sommer 2018 Lehrer bleibt. Wie eingangs erwähnt nicht selbstverständlich, denn viele Junglehrer steigen aus, weil sie von den Schülerinnen und Schülern, zunehmend aber auch von fordernden Eltern überfordert sind. Oder dann mit den Reformen, welche die Schule überrollen, nicht umgehen können. Ein Phänomen, das zum Beispiel der Tages Anzeiger aufgegriffen hatte.
Auch Hanna* (24) ist daran, sich die ersten Sporen im Berufsleben abzuverdienen. Sie, die sich Bachelor of Science in Psychology nennen darf, absolviert derzeit ein Praktikum an einem Innerschweizer Kantonsspital, wo Hanna im Bereich HR sowie im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig ist. Parallel dazu büffelt sie für den Master-Abschluss, welchen sie bereits diesen Sommer erlangen möchte. Wo andere an der Sonne liegen und nach der Matura oder spätestens nach dem Studium mal Pause machen, zeigt sich Hanna von ihrer disziplinierten Seite, «weil ich meinen Eltern, die mich stets grossartig unterstützt haben, auch etwas zurückgeben möchte». Wo Hanna in drei Jahren stehen wird, weiss die 24-Jährige schon heute. «Ich wünsche mir einen spannenden und herausfordernden Job, bevorzugt im Bereich der Personalentwicklung». Die aktuellen Einblicke in die Berufspraxis schätzt sie sehr, denn die Vergangenheit war sehr oft theoretisch geprägt – umso wichtiger findet Hanna, dass sie nun endlich in der Realität beweisen kann, was sie in den letzten drei Jahren auf dem Papier gelernt hat.
„Für die Zukunft wünsche ich mir einen spannenden und herausfordernden Job“
Trotzdem: So wichtig der Job, so wichtig auch die Phasen der Entspannung und des Ausgleichs, wo José und Hanna ihre Batterien wieder aufladen. Während sich Oberstufenlehrer José liebend gerne auf seinen Töff schwingt oder auch mal beim Kickboxen zulangt, trifft Hanna am liebsten Freunde, kocht oder zieht sich auch mal gerne mit einem guten Buch zurück. Wichtig ist für beide, sich vom beschwerlichen Alltag nicht „auffressen“ zu lassen. So zum Beispiel ist das Wochenende für José tabu. Nicht, dass er nicht arbeiten würde. Korrespondenz mit Eltern jedoch gibt es samstags und sonntags nicht. „Das erledige ich am Freitag oder dann am Montag“, will er sich und seine Privatsphäre auch angemessen schützen.
„Wichtig ist, einen Ausgleich neben der Arbeit zu haben“
Und natürlich geht es auch ein bisschen ums liebe Geld. Nicht, dass es nach dem Studium gleich die Eigentumswohnung sein muss, aber ein bisschen finanziellen Spielraum schätzen auch José und Hanna. „Es ist ein schönes Gefühl, nicht gleich jeden Rappen umdrehen zu müssen“, sagen beide unisono. Dass dies in der Tat nicht zwingend notwendig ist, zeigt ein Blick auf das potenzielle Einkommen der beiden Berufseinsteiger. José darf als Oberstufenlehrer – je nach Kanton – mit einem Jahreslohn von 82000 bis 96000 Franken rechnen. In ähnlichen Sphären bewegt sich Hanna, wobei – und das ist durchaus branchenüblich – das Pendel mit zunehmender Berufserfahrung durchaus nach oben ausschlagen kann.
*Namen der Redaktion bekannt