Gepostet 18.03.2022, Othmar Bertolosi
Mit einer guten Idee eine Marktlücke schliessen und ein eigenes Geschäft gründen, das ist der Traum von vielen. Luca Indermühle und Ramon Herzig, zwei Studenten an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), haben es mit ihrer intelligenten Suchunterstützung InnoFind geschafft.
Suchen und vor allem Finden ist in einer Welt, die immer grössere Datenmengen zu bewältigen hat, ein zentrales Bedürfnis. Wer schon durch umfangreiche Online-Shops gescrollt ist, weiss wie nervenaufreibend und daumenzerschleissend das sein kann. InnoFind macht die Suche leichter: Die Anwendung hilft, unterstützt durch künstliche Intelligenz, geschmacksbasiert visuell geprägte Produkte zu finden. Die Kunden bekommen so die Produkte zu sehen, die ihnen gefallen und die sie interessieren, statt sich durch ganze Kataloge durchscrollen zu müssen. Das Besondere daran: InnoFind verwendet keine datenschutzrelevanten Daten und lässt sich in einem Klick in jeden Webshop integrieren.
Entwickelt haben InnoFind Luca Indermühle und Ramon Herzig. Sie absolvierten den Studiengang iCompetence an der Hochschule für Technik FHNW. Für ihre Diplomarbeit hatten sie sich vorgenommen, einen Machine Learning Algorithmus zu entwickeln, der einen Webshop nach dem eigenen Geschmack sortieren kann. Das Vorhaben gelang. Der Betreuer Martin Melchior, Professor für Data Science an der FHNW stellt den beiden ein sehr gutes Zeugnis aus: «Sie haben eine ausgezeichnete Bachelorarbeit abgeliefert, haben überdurchschnittlich hohe Motivation und Herzblut gezeigt – in einem Bereich, der für sie noch neu war.»
Freizeitarbeit für das eigene Unternehmen
Bis aus der Bachelorarbeit ein Start-up wurde, brauchte es allerdings noch viel Geduld und Arbeit. «Es war immer ein Traum von uns, eigene Geschäftsideen umzusetzen» erklärt Ramon Herzig. «Aber konkret wurde es erst, als wir im Rahmen unserer Bachelorthesis dank der Flexibilität der FHNW ein eigenes Projekt umsetzen durften und so den Grundstein legen konnten für InnoFind.» Die beiden erfolgreichen Diplomanten verfolgten das Projekt nach dem Studienabschluss weiter. Zuerst hauptsächlich in der Freizeit, neben ihren Jobs.
Und sie blieben dafür in Kontakt mit diversen Professoren an der FHNW. «Viele von ihnen haben neben der akademischen Anstellung oft auch Führungsfunktionen in der Privatwirtschaft, wie beispielsweise unser Mentor Louis-Paul Wicki» führt Luca Indermühle aus. «Dieser Erfahrungsschatz hat uns in der ersten Phase enorm geholfen. Wir konnten von den Erfahrungen profitieren und grösseren Fehlern aus dem Weg gehen.»
Fachhochschule als guter Nährboden für Start-ups
Louis-Paul Wicki ist Dozent für Internet und Management und verfügt als Start-up-Mentor über viel Erfahrung für den Aufbau eines Jungunternehmens. Und daneben auch über sehr viel Enthusiasmus und Begeisterung: «Ich liebe meinen Beruf und es freut mich immer wieder zu sehen, wie unsere Absolventinnen und Absolventen auch dank der FHNW-Ausbildung in der Praxis erfolgreich durchstarten.» An Fachhochschulen arbeiten Dozierende und Studierende eng zusammen. «Die Wege sind dadurch kurz, die Hürden tief» ist Wicki überzeugt. Das schafft ein gutes Klima, um Ideen auszuprobieren – und sie wie bei InnoFind zu einem Unternehmen zu entwickeln.»
Raus aus dem Keller
Vor einem Jahr machten Luca Indermühle und Ramon Herzig den nächstens Schritt. Sie fanden einen ersten Kunden, kündigten ihre Jobs und gründeten ihre eigene Firma. «Es brauchte schon etwas Mut, den sicheren Hafen einer Anstellung zu verlassen und ins Ungewisse zu gehen» erklärt Ramon Herzig. Aber es hat sich gelohnt. Heute hat InnoFind bereits Kunden in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Einer davon ist Wohnaccessoire-Spezialist Trenddeko.ch. «Wir können allen nur raten, nicht zu lange im Keller rumzubasteln, sondern idealerweise von Tag Eins an den Austausch mit möglichen Kunden und Partnern zu suchen. So lässt sich früh testen, ob an der Idee etwas dran ist und es sich lohnt, weitere Energie in sie stecken.»
Die beiden jungen Startup-Unternehmer sind nach wie vor gut mit der FHNW, ihrem Heimathafen, vernetzt. Aktuell starten sie gerade ein gemeinsames Forschungsprojekt, um das Produkt weiter zu vervollständigen. «Wir stehen auch im regelmässigen Austausch mit unseren Mentoren, um unsere Gedanken zu spiegeln und Feedback von einer Aussensicht zu erhalten.»
Mach es einfach
Und sie gehen gerne auch direkt zu Kunden und Nutzerinnen. Mit dem Tablet präsentieren sie ihr Produkt beispielsweise am Bahnhof und holen direkt Meinungen ein. «Das machr Spass und wir lernen viel darüber, was die Nutzenden wollen und wie sie vorgehen. Das hilft uns, unser Produkt zu optimieren.» Die beiden Gründer von InnoFind sind der Start-up-Szene gut vernetzt. Und sie profitieren davon, dass Start-ups in der Schweiz auf breite Unterstützung zählen können. «Die Unterstützung für Start-ups in der Schweiz ist genial. Bei uns war es neben der FHNW die Standortförderung Bern, das Berner Innovationscoaching be-advanced und auch InnoSuisse die uns sehr geholfen haben.»
Gibt es einen Tipp an Leute, dies sich mit dem Gedanken tragen, ein eigenes Start-up zu gründen? «Wenn ihr das wirklich möchtet, wagt es», erklärt Louis Paul Wicki. «Kommt es gut – super. Klappt es nicht, werdet ihr viel zu unternehmerischem Denken und Handeln gelernt haben. Alles Erfahrungen, welche auch für ‘etablierte’ Unternehmen wertvoll sind.» Dieser Meinung sind auch Luca Indermühle und Ramon Herzig: «Allen die mit dem Gedanken Start-up spielen, wünschen wir viel Mut, keine Angst vor Fehlern und ‹Just do it›, mach es einfach!»