Gepostet 06.04.2016, Gabriel Aeschbacher
Ob mit einem Bachelor in Aviatik in der Tasche oder auf anderen Wegen: Wir zeigen, wie der Traum vom Fliegen wahr werden kann.
Er ist zarte 16, aber schon Pilot – natürlich noch nicht auf einem Airbus A320, sondern vorerst einmal in einem Segelflieger, den Jan Keiser aus Sarnen seit ein paar Monaten fliegen darf. Genauer gesagt seit dem 8. November 2015, dem Tag, als er als jüngster brevetierter Pilot der Segelfluggruppe Obwalden den nationalen Ausweis „Sailplane Pilot Licence“ in Empfang nehmen durfte.
„Es ist cool, dass es geklappt hat. So richtig realisiert habe ich es erst nach dem Prüfungsflug mit Experte Alois Lüthold“, sagt der Gymnasiast, der für die Prüfung nicht nur Theorie büffeln, sondern auch Flugpraxis sammeln musste, exakt 46 Stunden hatte er vor dem 8. November 2015 im Segelflieger gesessen.
Beruflich sind die Matura-Prüfungen das nächste Ziel, bevor es im Idealfall dann zur fliegerischen Vorschulung beim Bund geht. Dieser nämlich fördert den Nachwuchs, wenn es darum geht, dereinst Linienpilot zu werden.
„Ich war selbst überrascht, dass ich nicht nervöser war“
An diesem Traum arbeitet auch Manuel Aeschbacher, der im Herbst 35 Jahre alt wird. Einst als Bahnbetriebsdisponent ins Berufsleben gestartet, hat er – nach einem Abstecher in die Finanzwelt – nun ebenfalls fliegerische Lunte gerochen und möchte schon bald in einem grösseren Flieger sitzen. Die Lizenz als Privatpilot (PPL) hat er bereits in der Tasche. Nun geht es darum, 100 Flugstunden als „Pilot in Command“ auf der Cessna zu sammeln, bevor es dann an die Berufspilotenlizenz (CPL) geht. Derzeit steckt der angehende Pilot in der Ausbildung bei der HORIZON SWISS FLIGHT ACADEMY, wo er drei Tage pro Woche die Schulbank drückt – und zwar dann, wenn die meisten anderen das Wochenende geniessen, nämlich am Freitag, Samstag und Sonntag. „Ja, ich bringe viele Opfer, aber für die Faszination in der Luft lohnt sich dies“, sagt Manuel Aeschbacher über seine Leidenschaft, die ihm nebenbei ein Arbeitspensum von 60 Prozent erlaubt, „denn sonst würde ich das nicht innert nützlicher Frist auf die Reihe bringen.“
„Für den Traum vom Fliegen bringe ich viele Opfer“
Ein anderer Weg, den Zugang zur Luftfahrt zu finden, offeriert die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). In der Luftfahrt gilt es nämlich, innerhalb kurzer Zeit eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben wahrzunehmen. Dies erfordert von allen Beteiligten weitreichende Fachkenntnisse und Eigenschaften wie eine vernetzte Denkweise, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie ein hohes Mass an Selbstständigkeit bei der Arbeit im dynamischen Spannungsfeld von Mensch, Technik und Umwelt. Wer sich auf diesem Weg der Aviatik annähern möchte, braucht mindestens sechs Semester und investiert diese in ein Vollzeitstudium, welches als Sprungbrett für ganz viele Berufsrichtungen dienen kann: Planung, Technik und Operation sind die Stichworte dazu. Mögliche Arbeitsplätze reichen von B wie Behörden bis hin zu V wie Versicherungen, je nach Präferenz.
Dereinst durch die Lüfte zu fliegen, ist und bleibt der Traum von Jan, wobei er am liebsten im Cockpit einer SWISS-Maschine sitzen würde. Momentan aber bäckt der Jüngling noch kleinere Brötchen, denn der Fokus gilt nun unter anderem auch dem Ausdauertraining im Segelflieger. War Jan bis anhin pro Flug rund 30 Minuten in der Luft, will er diese Zeitspanne ausdehnen. Die gruppeninternen Bestimmungen sehen vor, fünf Stunden hinter dem Steuerknüppel zu sitzen. „Das ist anstrengend – körperlich und geistig,“ ist sich Jan Keiser dieser Herausforderung bewusst.
Dies bestätigt Manuel Aeschbacher, der neulich von Buttwil (AG) nach Locarno (TI) geflogen ist und dabei gut dreieinhalb Flugstunden verbucht hat. „Fliegen ist anspruchsvoll, zumal in der Cessna jederzeit auf Sicht geflogen wird“. Dass daneben der Spassfaktor nicht zu kurz kommt und auch der eine oder andere fotografische Schnappschuss möglich ist, dafür sorgt die minutiöse Vorbereitung auf jeden Flug. „Wetter, Flugplätze und die genaue Route zu studieren, sind mehr als die halbe Miete“, erläutert Manuel Aeschbacher die wichtigsten Eckpfeiler eines ganz normalen Flugs.