Gepostet 08.03.2017, Martina Tresch
Angefangen hat Werner Jauch mit der Lehre zum Elektromonteur. Jetzt ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung eines Energieunternehmens. Im Interview erzählt er von seiner Laufbahn und weshalb der zweite Bildungsweg eine gute Alternative ist.
Er hat seinen Job von der Pike auf gelernt: Von der Lehre als Elektromonteur zum Chef der Elektrizitätswerk Altdorf AG (EWA). Seit dem 1. Februar ist der 44-Jährige Werner Jauch Vorsitzender der Geschäftsleitung.
Werner Jauch, wie hat eigentlich alles angefangen?
„Ich habe in meinem Leben früh eine gewisse Portion EWA-DNA mit auf den Weg bekommen. Nicht etwa, weil meine Eltern dort gearbeitet haben. Mein Schulweg im Isenthal führte mich jeden Tag am Kraftwerk Kleintal sowie an der Stauanlage des weiter unten liegenden Kraftwerks Isenthal vorbei. Mich faszinierte die Art und Weise, wie Strom produziert wird. Das war mein erster Berührungspunkt und hat mein Berufswunsch sicher geprägt. So kam es nämlich, dass ich meine Lehre als Elektromonteur bei EWA absolvierte.“
Es gab also weitere Berührungspunkte?
„Ja, und zwar während meiner Lehre. Zu dieser Zeit stimmte der Kanton Uri gerade über die Isenthaler Konzession ab, sprich, den Leistungsauftrag für das EWA zur Stromversorgung des Kantons Uri. Im Isenthal war diese Abstimmung ein grosses Thema. Das war mein erster Berührungspunkt mit der Energiewirtschaft und der Energiepolitik. Ich interessierte mich schon damals sehr für diese beiden Themenbereiche.“
Beim EWA blieben Sie nach der Lehre aber nicht. Wieso gingen Sie weg?
„Ich wollte bewusst auch ausserkantonal arbeiten. Ich arbeitete nach der Lehre deshalb bei der Firma Sisag im Bereich Montageleitungen für Seilbahnen in der gesamten Schweiz. Zu dieser Zeit war mir bereits klar, dass ich mich weiterbilden will, ich wusste jedoch noch nicht, ob ich die Meisterprüfung machen möchte oder ein Ingenieurstudium beginnen sollte. Die Tätigkeit bei der Sisag half mir bei diesem Entscheid: Weil ich oft mit Ingenieuren zu tun hatte, entschied ich mich fürs Ingenieurstudium. Während dieser Weiterbildung wiederum spürte ich, dass ich nicht in einer Entwicklungsumgebung tätig sein möchte, sondern dass ich das Zeug zum Projektleiter habe. Denn ich bin ein Mensch, der lieber interdisziplinäre Projekte organisiert und umsetzt, anstatt an einer Software zu tüfteln.“
Wo führte Ihr Weg Sie also stattdessen hin?
„Ich erhielt eine Anstellung bei Dätwyler. Dort habe ich internationale und interdisziplinäre Projekte geleitet, beispielsweise hat Dätwyler in Boudry eine Glasfaserfabrik aufgebaut. Danach wechselte ich zu Siemens und auch dort war ich international unterwegs. Ich hatte die Möglichkeit, den Neubau einer Eisenbahnlinie in Griechenland zu leiten. Generell haben mich Infrastrukturprojekte immer fasziniert. Irgendwann hatte ich vom Businessnomadentum aber genug, das heisst, ich wollte nicht mehr so viel reisen. Ich wollte Betriebswirtschaft und Management studieren und musste dafür sesshafter werden. Diese Chance bot mir die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW). Dieser Job führte mich wieder zurück in die Energiebranche wo ich dann auch geblieben bin. 2006 wechselte ich schliesslich zur Elektrizitätswerk Altdorf AG.“
Liebäugelten Sie schon damals mit dem Chefposten?
„Nein, das war kein Thema für mich. Meine Intension war es, meinen Job gut zu machen. Und ich stand vor grossen Herausforderungen, ich denke da beispielsweise an die Kraftwerksprojekte oder die Liberalisierung des Strommarktes (1. Schritt). Bereits bei der CWK absolvierte ich ein Nachdiplomstudium in Leadership, Unternehmensführung und Betriebswirtschaft, was ich dann bei EWA mit dem MAS BA und dem E-MBA weiterführte. Für mich war es also schon auch ein Thema, einmal eine Gesamtleitung zu übernehmen. Als schliesslich die Position des Vorsitzenden der Geschäftsleitung beim Elektrizitätswerk Altdorf frei wurde, war für mich klar, dass ich mich bewerben werde. Das EWA war für mich eine tolle Chance und ich habe diesen Schritt gern gemacht.“
„Bei KMUs ist man mit dem zweiten Bildungsweg und entsprechenden Aus- und Weiterbildungen genauso gut bedient wie jemand, der via Gymnasium studiert hat.“
War das für Sie ein Nachhause kommen?
„Was ich vorfand war natürlich nicht dasselbe EWA wie zu meiner Zeit in der Lehre, das ist ganz klar. Nicht nur von den Unternehmensgebäuden und von den Mitarbeitern her. Das Unternehmen hat sich in dieser Zeit stark weiterentwickelt. Ich fand aber eine sehr spannende Ausgangslage im Bereich Energie vor.“
Vom Elektromonteur zum Chef eines Energieunternehmens – war das der ideale Weg für Sie?
„Ich denke gerade bei KMUs ist man mit dem zweiten Bildungsweg und entsprechenden Aus- und Weiterbildungen genauso gut bedient wie jemand, der via Gymnasium studiert hat. Der zweite Bildungsweg ist nicht weniger herausfordernd oder weniger lang, aber man bringt auf diesem Weg viel Praxiswissen mit. Ich weiss beispielsweise, was die Arbeiten unserer Elektromonteure beinhalten, und zwar deshalb, weil ich selber eine Lehre als Elektromonteur gemacht habe. Man hat einfach ganz einen anderen Bezug zu Themen, wenn man selbst einmal im Beruf gearbeitet hat. Ausserdem bringt jemand, der den zweiten Bildungsweg wählt, automatisch einen grossen Erfahrungsschatz mit.“
Der zweite Bildungsweg kann also vorteilhafter sein für eine Karriere?
„Wer in die Forschung gehen möchte, ist über den Gymiweg tendenziell besser bedient. Jemand, der aber im KMU-Bereich tätig ist, ist mit dem zweiten Bildungsweg auch sehr gut aufgestellt da man nicht nur Erfahrungen mitbringt, sondern hat auch schon früh gelernt hat, im Alltag Verantwortung zu tragen. Und je älter man wird, je zentraler wird die Erfahrung und der tatsächliche Leistungsausweis und je nebensächlicher der akademische Werdegang. Ich habe selten erlebt, dass der zweite Bildungsweg mit entsprechenden Aus- und Weiterbildungen nachteilig gewesen wäre.“
„Je älter man wird, je zentraler wird die Erfahrung und der tatsächliche Leistungsausweis und je nebensächlicher der akademische Werdegang.“
Wie meinen Sie das?
„In Europa kennen Länder wie Deutschland, Österreich und die Schweiz das duale Bildungssystem, weshalb diese Länder eine enorm gute Basis an Fachkräften haben. Sie sind nämlich ein Garant für hohe Qualität, für hochstehende Arbeit. Ich glaube auch, dass wir in der Schweiz mit dem zweiten Bildungsweg extrem viele Möglichkeiten haben. So kann man nach der Lehre auch noch die Berufsmaturität machen. Es steht einem auch offen, nach dem Ingenieurstudium berufsbegleitende Masterstudiengänge zu absolvieren, so wie ich es gemacht habe. Letztlich denke ich, dass neben den fachlichen und methodischen Qualifikationen auch die persönliche Entwicklung genauso wichtig ist. Und das kann man letztlich nur mit dem eigenen Lebensweg erlernen.“
Vielen Dank für das Gespräch!
Werner Jauch hat die Ausbildung zum Elektromonteur bei der Elektrizitätswerk Altdorf AG absolviert, danach machte er ein Studium als Elektroingenieur HTL/FH an der Hochschule Luzern – Technik und Architektur (HTA). Es folgten zwei Masterstudiengänge in Management, Betriebswirtschaft und Unternehmensführung an der Hochschule für Wirtschaft Luzern (HSW). Zuletzt absolvierte Werner Jauch noch das Studium zum Executive Master in Business Administration (EMBA) in Luzern – dieses schloss er 2015 ab. 2006 kehrte er zum EWA zurück, 2008 wurde er dort zum Leiter Energie. Seit 1. Februar 2017 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung.