Gepostet 30.05.2022, Priska Lagler
Online Coaching wird immer beliebter. Das Format ist aber eher neu und vielen Beraterinnen und Beratern fehlt die Erfahrung. Wir zeigen auf, was die Herausforderungen beim digitalen Coaching sind und wo die Chancen liegen.
Die Corona-Pandemie hat fast in allen Lebensbereichen ihre Spuren hinterlassen und diese nachhaltig geprägt. So auch im Coaching: digitales Coaching hat an Beliebtheit gewonnen. Das bestätigt auch Sonja Kupferschmid, Geschäftsführerin des Coachingzentrum Olten: «Es ist klar, dass der Wunsch nach digitalem Coaching in der letzten Zeit zugenommen hat.» Der Treiber sei nicht nur das Coronavirus gewesen, sondern ebenfalls die zunehmenden digitalen Möglichkeiten. Roy Franke, Leiter EB Connect an der EB Zürich, sagt dazu: «Meine Einschätzung ist, dass momentan das reale Coaching wieder bevorzugt wird.» Dies nach einer längeren Phase, in der coronabedingt nur digitales Coaching möglich gewesen sei.
Digitales Coaching bietet Flexibilität
Roy Franke geht davon aus, dass sich die Beliebtheit des realen sowie digitalen Coachings in der nächsten Zeit in der Mitte einpendeln wird. Auch Sonja Kupferschmid betont die Wichtigkeit beider Formate: «Gerade Personen, die sich in der digitalen Welt noch nicht so nah fühlen, schätzen das physische 1:1.» Gemäss Kupferschmid schätzen viele am digitalen Coaching die gewonnene Flexibilität, denn «sie können sich ganz einfach zwischen ihrem Dailybusiness für ein Coaching dazuschalten.»
Digitale Kompetenzen und Technik als Schwierigkeit
Momentan bestehen die Schwierigkeiten im digitalen Coaching in den digitalen Kompetenzen und der Technik. «Gewisse Tools sind noch nicht so weit ausgereift, wie sie sollten», sagt Roy Franke. Dazu komme, dass sich einige Nutzer im Umgang damit noch nicht sicher fühlen. Das digitale Coaching benötigt spezifische Kompetenzen und Methodenkenntnisse, die erstmals erlernt werden müssen. «Der Auftritt der Begleitungsperson muss neu gelernt werden. Offene Fragen sind etwa ‹Wie setze ich Gestik und Mimik optimal ein?›», erklärt Sonja Kupferschmid.
Die benötigten Kompetenzen können spezifisch an Aus- und Weiterbildungen gefördert werden. Was Franke und Kupferschmid ebenfalls empfehlen: Learning by Doing. «Sicherlich ist die Erfahrung wichtig, also das Üben und Ausprobieren verschiedener Tools und Methoden im digitalen Raum», sagt die Geschäftsführerin des Coachingzentrum Olten. Roy Franke ratet zudem das Bilden von Austauschgruppen: «Also Gruppen, in welchen ich ohne Angst üben kann.» So können Coachs gemeinsam Erfahrungen sammeln und sich untereinander austauschen.
Zukunft benötigt flexible Coachs, die beide Formate beherrschen
Wird sich reales oder digitales Coaching langfristig durchsetzen? Die Expertin und der Experte wagen einen Blick in die Zukunft. «Meiner Meinung nach sind kombinierte Lösungen die Zukunft und ein Coach sollte sich je nach Kunde bzw. Kundin und Fragestellung in beiden Settings flexibel und gekonnt bewegen können», so Sonja Kupferschmid. Ähnlich denkt Roy Franke von der EB Zürich: «Ich denke, real und digital wird es weiterhin geben und beide haben ihre Daseinsberechtigung.» Gemäss Franke zeichnet sich neben der reinen Videokonferenz auch eine Tendenz in Virtual Reality ab. Für Coachs bedeutet das, weiterhin flexibel und anpassungsfähig zu bleiben.