Gepostet 19.05.2017, Martina Tresch
Anfänglich wurden sie belächelt, heute werden Feelgood-Manager in kleineren wie grossen Unternehmen eingesetzt. Wie sie Unternehmen glücklich – und dadurch erfolgreicher machen.
Sie sind Spassmacher und Gute-Laune-Verbreiter, könnte man meinen. Bis vor wenigen Jahren wurden sie belächelt: die Feelgood-Manager. Ein Beruf, ganz neu und kaum verbreitet. Nur gerade drei ausgebildete Feelgood-Manager gibt es laut der Firma primepool AG (Sara Bumbacher) in der Schweiz. Sie bietet zusammen mit der Klubschule Migros diese Ausbildung an. Bei der Klubschule Migros Aare wird der Lehrgang, der zehn Module beziehungsweise 160 Lektionen beinhaltet, seit 2016 angeboten. Wer Feelgood-Manager werden will, legt über 8000 Franken hin. Eine Investition, die sich lohnt, wie Philipp Keller, Leiter Produktmanagement bei der Klubschule Migros Aare betont. „Dieser Lehrgang beinhaltet neue gesellschaftliche Trends wie zum Beispiel die Einstellung der Generation Y zur Arbeit, also Teilzeit, Home Office oder die Work-Life-Balance.“ Vor fünf Jahren noch kaum beachtet, sei mittlerweile eine Offenheit vonseiten der Unternehmen gegenüber diesem Beruf spürbar, und zwar sowohl im Bereich der Grossunternehmen als auch bei KMU. Künftig, ist er sich sicher, werde das Berufsbild des Feelgood-Managers noch mehr an Bedeutung gewinnen. „Denn Firmen sind immer mehr darauf angewiesen, gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten.“
„Es entsteht ein gutes Klima, das effizientes, kreatives und stressfreies Arbeiten ermöglicht.“
Gute Mitarbeiter hat eine Firma dann, wenn die Stimmung stimmt. Und hier setzt der Feelgood-Manager an. „Seine Aufgabe ist es, eine positive Unternehmenskultur zu fördern und zu gestalten“, erklärt Philipp Keller. So baut er Strukturen und ein Arbeitsumfeld auf, in dem sich die Mitarbeitenden wohlfühlen. „Es entsteht ein gutes Klima, das effizientes, kreatives und stressfreies Arbeiten ermöglicht.“ – Ist diese Feelgood-Kultur in den Unternehmen ein neuer Trend? Nicht wirklich, wie er weiter ausführt. Früher nannte man sie Nachhaltigkeitsbeauftragte oder Gesundheitsbeauftragte. „Jede Firma hatte eine Person, die nachhaltige Initiativen ins Leben gerufen hat – heute sind diese bei vielen Firmen bereits ein Selbstläufer.“ Dasselbe soll beim Feelgood-Management auch geschehen. „Einige Unternehmen haben bereits Gesundheitsbeauftragte engagiert.“ Doch die Rolle des Feelgood-Managers gehe viel weiter indem er die Themen mit Employer Branding und Coaching kombiniert. „So verhilft er der Unternehmung, zu einer innovativen und lernenden Organisation zu werden.“
Messbar, könnte man meinen, ist der erfolgreiche Einsatz eines Feelgood-Managers nicht. Ist er aber sehr wohl, wie Philipp Keller ausführt: „Und zwar anhand von Kennzahlen bezüglich Krankheitsdauer, oder Absenzen pro Mitarbeiter.“ Wo genau setzt aber der Feelgood-Manager an? „Er nimmt die Interessen des Managements und der Mitarbeitenden auf und lenkt diese in die gewünschte Richtung“. Wichtig sei dabei, der Heterogenität der Menschen gerecht zu werden. Sprich: Während die einen Work-Life-Integration lieben, wollen die anderen Arbeit und Leben strikte trennen. So, erklärt der Leiter Produktmanagement weiter, kann es den einen Mitarbeitenden helfen, wenn für sie ab 18.00 Uhr eine E-Mail-Sperrzeit gilt, während die anderen dies als einen grossen Einschnitt in ihrer Freiheit empfinden da sie selbst entscheiden wollen, wann und wo sie arbeiten.
So die Theorie. Doch in der Praxis ist es für Feelgood-Manager nicht einfach, in den Unternehmen ernst genommen zu werden. Widerstände sind nicht selten. „Der Feelgood Manager ist oft voller Euphorie und nicht selten stösst er beim Management aber auch bei Mitarbeitenden auf Gegenwind“, hält Philipp Keller fest. Gerad Firmen, die noch in sehr starken und starren Hierarchien arbeiten, würden auch über Führungskräfte verfügen, die sich quer stellen. „Dahinter verbirgt sich nichts anderes als Angst.“ Um gerade solch schwierige Situationen meistern zu können, sind für Feelgood-Manager Einfühlungsvermögen, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit aber auch Kreativität unerlässlich. Fähigkeiten, die vor allem sie mitbringen: Frauen. „Tatsächlich sind 80 Prozent auf diesem Beruf Frauen. Und zwar weil sich Frauen viel mehr mit „Soft Skills“ beschäftigen als Männer“, sagt er. Und die Feelgood-Managerinnen werden den Markt erobern, davon ist die Klubschule Migros Aare überzeugt. Derart überzeugt, dass der Kurs Feelgood-Manager/In nach wie vor im Angebot bleibt, auch wenn er bislang noch nicht durgeführt werden konnte.
„Wenn alle verstanden haben, warum sie morgens genau in ihr Unternehmen gehen und nicht in ein anderes, dann ist es gelungen, am Unternehmenserfolg partizipierende Mitarbeitende zu stärken.“
Eine der raren Feelgood-Manager auf dem Markt ist Carmen Fries. „Ich helfe Mitarbeitenden, sofort glücklicher im Job zu werden, auch wenn der Chef scheinbar nur an kurzfristigen Unternehmensgewinnen interessiert ist.“ Sie bezeichnet sich als Vermittlerin zwischen den Abteilungen, Bewahrerin und Gestalterin einer wertschätzenden Arbeitskultur und nimmt eine Stabstelle zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitenden ein. Dabei arbeitet sie komplett unabhängig und ist Vertrauensperson für alle Stellen im Unternehmen. „Wenn alle verstanden haben, warum sie morgens genau in ihr Unternehmen gehen und nicht in ein anderes, dann ist es gelungen, am Unternehmenserfolg partizipierende Mitarbeitende zu stärken, die freiwillig ihr Bestes tun – Tag für Tag“, sagt Carmen Fries.
Weshalb aber hat sie selbst diesen Beruf gewählt? „Eine Arbeitskollegin sagte mir: Carmen, du hast ein ganz besonderes Talent, Menschen glücklich zu machen.“ Die Assistentin der Geschäftsführung entschied sich, an drei verschiedenen Schulen in Deutschland Feelgood-Management zu lernen. „Die rund 20 Jahre, die ich als Assistenz der Geschäftsführung arbeitete, bereiteten mich darauf vor, heute selbst Assistenzen, Office Manager oder Geschäftsführer fit fürs Feelgood- Management machen zu können.“ Mittlerweile hat sie selbst ein Ausbildungsprogramm konzipiert, das in Deutschland beim Verlag für die deutsche Wirtschaft und der Hochschule Fresenius Lernende zu Feelgood-Managern schult. Ihr neustes Projekt: Ein Präsenz- und Onlinekurs speziell für den Schweizer Arbeitsmarkt. Denn, wie sie betont: „Ich finde meine Erfüllung darin, Feelgood-Manager zu befähigen, ihren Job jeden Tag ausüben zu können und selbst glücklicher und erfolgreicher zu werden – ganz egal wo.“
– Kreative Persönlichkeit mit Weitblick
– Zusammenarbeit mit Menschen
– Gutes Einfühlungsvermögen
– Ausgeprägte Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit
– Kenntnis über betriebswirtschaftliche Zusammenhänge
– Eine abgeschlossene Ausbildung und mindestens 5 Jahre Berufserfahrung