Gepostet 01.04.2016, Myriam Arnold
Bisher dachte man, der 18 Meter lange Urzeit-Hai, der sogenannte Carcharocles megalodon, starb aufgrund klimatischer Veränderungen aus. Forschende der Universität Zürich kommen nun aber zum Schluss, dass nicht die Eiszeit dafür verantwortlich war. Nein, der Monster-Hai verhungerte.
Ein Wellenreiter kennt diesen Albtraum: Man sitzt auf dem Surfbrett, macht mit den Beinen kreisende Bewegungen im Salzwasser und richtet den Blick auf den Horizont. Die Jagd nach der perfekten Welle beginnt. Dann plötzlich taucht sie auf: die Rückenflosse des weissen Hais, den jeder aus dem US-amerikanischen Spielfilm von 1975 unter der Regie von Steven Spielberg kennt. In übertrieben blutrünstiger Manier wütet das gigantische Raubtier auf der Kinoleinwand – und im Traum. Es ist darum kaum vorstellbar, dass es vor 23 Millionen bis 2.6 Millionen Jahren einen Haifisch gab, der noch grösser und noch gefährlicher war. Der „Monster-Hai“ trägt den Namen Carcharocles megalodon. Diese Hai-Art konnte bis zu 18 Meter lang werden und auf ihrem Speiseplan standen Meeressäugetiere. Bis sie ausstarb.
Bisher wurde das Aussterben des Megalodon mit einer sich anbahnenden Eiszeit erklärt. Wissenschaftler der Universität Zürich erforschten nun erstmals die geografische Verbreitung des Haifischs über diese Zeit. Gemäss Communiqué gewannen die Forschenden die Erkenntnis, dass das prähistorische Tier ausstarb, weil die Artenvielfalt seiner Beutetiere sank und neue, konkurrierende Raubtiere auftauchten. Das Forschungsteam um Catalina Pimiento vom Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich hätten hierfür zirka 200 Megalodon-Funde aus Museumssammlungen und Datenbanken ausgewertet. Anhand des Datenpools, der einen Zeitraum von über 20 Millionen Jahren umfasse, sei die Ausbreitung und der Bestand des grössten Hais der Weltgeschichte rekonstruiert worden.
„Wir konnten keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Aussterben des Carcharocles megalodon und den weltweit schwankenden Temperaturen in dieser Zeit feststellen. Die sich verändernden klimatischen Bedingungen scheinen keinen Einfluss auf die Populationsdichte und auf die Reichweite der Riesen-Haie gehabt zu haben“, sagt Catalina Pimiento. Weder sei ihr Bestand in kälteren Perioden kleiner geworden, noch habe er sich bei wärmer werdenden Wassertemperaturen vergrössert. Gemäss Forschende hat sich vielmehr die Evolutionsgeschichte anderer Tiere auf die Entwicklung des Hais ausgewirkt. Als sich die Ausbreitung der Monster-Haie reduziert habe, seien auch zahlreiche kleinere Meeressäugetiere verschwunden. Des Weiteren seien neue Raubfische wie beispielsweise die Vorfahren der Schwertwale und des grossen weissen Hais aufgekommen.