Gepostet 01.09.2016, Ronny Arnold
Über 70% der Auszubildenden in der Schweiz absolvieren ihre Lehre erfolgreich. Dies zeigt nun erstmals eine Studie vom Bund. Grosse Unterschiede gibt es, wenn man die einzelnen Ausbildungsfelder betrachtet. Ende 2017 werden noch genauere Zahlen erwartet.
Erstmals untersuchte das Bundesamt für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Observatorium für die Berufsbildung (OBS) Lehrvertragsauflösungen bei der zweijährigen Berufsattest-Lehre.
Eine genaue Untersuchung der Lehrvertragsauflösungen ist erst möglich seit der Einführung der neuen AHV-Versichertennummer. Mit dieser kann nun der Bildungsweg der Jugendlichen im Schweizer Bildungssystem analysiert werden und es gelingt neu Betriebs- oder Berufswechsel von einem tatsächlichen Lehrabbruch zu unterscheiden.
Im Sommer 2012 starteten über 5‘400 Jugendliche ihre zweijährige Berufsattest-Lehre. Rund 4‘000 Lernende schlossen ihre Ausbildung bis Ende 2014 erfolgreich ab, über zwei Drittel davon auf dem direkten Weg. Bei den Restlichen kam es zu einer Auflösung des Lehrvertrages. Momentan existieren erst Auswertungen zur zweijährigen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA). Die Erhebungen für die Ausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) werden erstmals Ende 2017 vorliegen.
Lehrvertragsauflösungen sind der häufigste Grund, warum in der Schweiz rund 10% aller Lehrlinge keinen Abschluss ihrer Ausbildung erreichen. Eine Auflösung des Lehrvertrages muss jedoch nicht immer den Abbruch der Lehre bedeuten. Viele können wieder in eine Lehre einsteigen und diese an einem anderen Ort erfolgreich beenden.
Durchschnittlich lösen 24,4% aller Auszubildenden ihren Lehrvertrag auf. Jedoch gibt es grosse Unterschiede in den verschiedenen Ausbildungsfeldern. Sind es beim Ausbildungsfeld „Datenbanken, Netzwerkdesign und –administration“ (12,8%) und im „Gesundheits- und Sozialwesen“ (14,3%) bedeutend weniger, übertreffen die Bereiche „Gastgewerbe und Catering“ (35,6%) und „Friseurgewerbe und Schönheitspflege“ (40%) den Durchschnitt klar.
Ebenfalls grosse Differenzen gibt es nach Regionen. Während in der Zentralschweiz die Lehrvertragsauflösungen mit 17,3% tiefer sind als der Durchschnitt der restlichen Schweiz ist die Quote in der Region Genfersee mit 35,1% deutlich höher. Die Unterschiede nach Nationalität jedoch sind wiederum nur marginal. Und nach Geschlecht (Frauen 21,6% und Männer 26,9%) auch nur geringfügig.
Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich diese Zahlen entwickeln. Spätestens 2017, wenn die Werte der Lehre mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis ebenfalls in die Statistik des BFS aufgenommen werden, gibt es ein noch klareres Bild über die Lehrvertragsauflösungen und ihre Entwicklung.