Gepostet 16.09.2017, Myriam Arnold
Neue Forschungserkenntnis der Universität Zürich und der Medizinischen Universität Wien zeigen, dass sich mit Hirnhaut-Transplantationen auch Alzheimer-ähnliche Ablagerungen übertragen lassen.
Wer den Liebesfilm „The Notebook“ nach dem gleichnamigen Roman von Nicholas Sparks schaut, die amerikanische Arztserie Grey’s Anatomy verfolgt oder sich das Buch „Small World“ vom Schweizer Autor Martin Suter als Lektüre ausgelesen hat, für den wird eine Auseinandersetzung mit der hirnorganischen Krankheit Alzheimer unvermeidlich. Was in den ersten Stadien mit dem Verlegen des Autoschlüssels beginnt, endet in der Realität mit dem Ableben. Die Betroffenen, meist über 60 Jahre alt, verlieren mit dem langsam fortschreitenden Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten die Kontrolle über ihren Körper.
Bis heute ging man in der Wissenschaft davon aus, dass Alzheimer nicht übertragbar ist, ausser bei medizinischen Therapien. Forschende der Universität Zürich und der Medizinischen Universität Wien fanden nun heraus, dass auch die Transplantation von Hirnhaut einen Übertragungsweg darstellen kann. Diese Erkenntnis veröffentliche das Forschungsteam rund um Karl Frontzek in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Swiss Medical Weekly“.
Das Forschungsteam untersuchte hierzu Gehirne von sieben jungen Patienten, die der neurodegenerativen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung erlagen und zuvor eine Hirnhaut-Transplantation erhalten hatten. Weil einige der Hirnhaut-Spender mit dem Erreger der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, sogenannten Prionen, infiziert waren, wurde die Krankheit via Transplantat unbeabsichtigt auf die Empfänger übertragen.
Die Forschenden der Universität Zürich und Wien fanden nun heraus, dass die Hirnhaut nicht nur mit Prionen infiziert war, sondern auch Alzheimer-typische Hirnablagerungen, sogenannte Beta-Amyloid-Plaques, aufwies. In fünf von sieben Gehirnen der Verstorbenen konnten diese Eiweiss-Ablagerungen nachgewiesen werden.
Da Eiweiss-Ablagerungen im Hirn jüngerer Patienten sehr ungewöhnlich sind, deuten diese Erkenntnisse stark darauf hin, dass die Beta-Amyloid -Ablagerungen durch die Hirnhaut-Transplantate verursacht worden sind. Wie die Universität Zürich schreibt, müsse die Studie die Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Aspekt der Transplantationsmedizin lenken: die prinzipielle Übertragungsmöglichkeit von Proteinen, die bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Schlüsselrolle spielen.