Gepostet 24.05.2017, Gabriel Aeschbacher
Sie sind Experten des menschlichen Haltungs- und Bewegungsapparates und machen andere mit Physiotherapie wieder fit.
Lokaltermin in Zug, wo Bert van Staveren eine eigene Physiotherapie-Praxis betreibt und den Autor dieses Artikels gut kennt, denn im Frühling 2005 zeichnete der gebürtige Holländer dafür verantwortlich, dass mein Knie – nach einem Kreuzbandriss und Meniskusschaden – wieder wie zu den allerbesten Zeiten funktioniert. Auf der einen Seite eine ältere Dame, die auf dem Velo sitzt und dezent in die Pedalen tritt. Auf der anderen eine Patientin, die darauf wartet, vom 54-jährigen van Staveren betreut zu werden. “Der spannende und intensive Kontakt mit Menschen ist ein Grund, weshalb ich Physiotherapeut geworden bin”, sagt der zweifache Familienvater und nennt die Verantwortung als zweiten, sehr schönen Aspekt seiner täglichen Arbeit. “Nach einem Unfall oder einer Krankheit geht es darum, gemeinsam viele Hürden zu überwinden, bis man wieder fit ist, erklärt Bert van Staveren, der damals in an der Fachhochschule in Utrecht studiert und dort einen Bachelor of Science erworben hatte.
Via Cottbus in die Schweiz verschlagen hat es Claudia Müller (44), die sich in der Schweiz dann zur Sportphysiotherapeutin weitergebildet hat. Dieser Ausbildunsgweg, den man zum Beispiel in Magglingen absolvieren kann, macht sie zur Fachfrau, wenn es um die Patientenbetreuung von Spitzen- und Breitensportlern geht. Überhaupt nimmt die Weiterbildung in der Physiotherapie einen hohen Stellenwert ein, wie Bert van Staveren ausführt. “Sie ist obligatorisch und besteht aus acht Tagen pro Jahr. Wer möchte, kann aber auch weiter studieren, um sich dann Master of Science nennen zu dürfen. Und auch Quereinsteiger sind an Fachhochschulen jederzeit willkommen, wobei die Ausbildung dort als Vollzeitstudium in Angriff genommen werden kann – oder dann berufsbegleitend.
„Ich mag es, anderen Menschen zu helfen, damit diese wieder fit werden.“
Alles im grünen Bereich also? „Nicht ganz“, antwortet Bert van Staveren, denn er findet schade, dass Physiotherapie in der Schweiz nur auf ärztliche Verschreibung hin möglich sei. „Zudem denke ich, dass die Tarife in unserer Branche immer noch zu tief angesetzt sind“. Und zu guter letzt sagt der 54-Jährige, dass man die komplizierte Zusammenarbeit mit einigen Krankenkassen doch bestimmt noch optimieren könne. Im Grossen und Ganzen allerdings liebt er seinen Job noch immer, zwinkert mir zu und meint, dass ich bestimmt wieder einmal bei einem Physiotherapeuten landen würde, denn meine fantastisch krummen Beine müssten irgendwann operiert werden – und vielleicht sei er bis dann ja noch nicht in Pension.
„Patientinnen und Patienten sollten direkt in die Physiotherapie gehen können.“