Folgende Gründe sprechen dafür, den Schritt zu wagen:
Ist es Handauflegen und damit Zauberei? So mag die Lymphdrainage wirken, wenn man sie für einen flüchtigen Moment sieht: Da liegt ein Patient mit Schwellungen an den Armen und/oder Beinen und ein Therapeut behandelt die betroffenen Areale allein durch seine Hände. Natürlich hat das mit Magie nichts zu tun. Erwerben Sie nach dem Schulabschluss oder als Quereinsteiger eine Lymphdrainage-Qualifikation. Steigen Sie hinter das medizinische Wirkprinzip.
Der menschliche Körper verfügt neben seinem Netz aus Blutgefässen auch über ein gut verzweigtes Lymphsystem. Dieses System unterstützt den Blutkreislauf direkt. Dieser bringt nicht nur Nährstoffe in jedes Organ, sondern transportiert auch "Abfälle" wieder ab. Er kann diesen Abtransport jedoch nicht allein stemmen und es verbleiben "verbrauchte" Flüssigkeiten im Gewebe. Genau um diese kümmert sich das Lymphsystem und übernimmt den restlichen Abfluss.
Durch Krankheiten wie Adipositas, Herzinsuffizienz oder Krebsleiden ist das Lymphsystem jedoch mit der Zeit überlastet. Es staut sich Lymphe, was für Betroffene nicht nur unangenehm ist, sondern auch gesundheitsgefährdend. Mit einer gezielten Lymphdrainage wird der Abfluss von aussen angeregt und damit der Organismus entlastet.
Der Bedarf an Lymphdrainage-Anwendungen ist weltweit gross, da es viele Krankheitsbilder gibt, bei denen die Lymphdrainage ein Baustein in der Genesung ist. In den Armen und Beinen können Ödeme durch akute Verletzungen und als post-operative Folge entstehen. Die Lymphdrainage beseitigt sie manuell und schonend. Eine regelmässige Anwendung ist ausserdem bei angeborenen oder erworbenen Nervenleiden sinnvoll, denn ihre Symptome werden durch die Lymphdrainage abgemildert. Studien belegen zudem den Nutzen bei Migräne, HWS-Syndrom und chronischem Schleimhautkatarrh.
Da die Lymphdrainage eine nicht-invasive Therapieform ist und immer mehr Menschen nach schonenden Behandlungsmethoden bei den benannten Krankheitsbilder suchen, stehen die ausgebildeten Therapeuten auf einem vergleichsweise stabilen Arbeitsmarkt.
„Mit einer gezielten Lymphdrainage wird der Abfluss von aussen angeregt und damit der Organismus entlastet.“
Nun könnte man naiv sagen: Die Schwellungen sollen durch Handgriffe zum Abfliessen der Lymphe angeregt werden? Dann kann doch theoretisch jeder einfach darüber streichen und die Areale massieren, oder? Von diesem Gedanken sollte jeder Patient schnell Abstand gewinnen, denn es kann zu Verletzungen der Haut und des Gewebes darunter kommen. Auch Kreislaufbeschwerden und Krämpfe sind denkbar. Genau aus diesem Grund dürfen nicht einmal klassische Masseure die Lymphdrainage durchführen. Für sie ist ebenso wie für ausgebildete Physiotherapeuten eine Lymphdrainage- Ausbildung oder eine Lymphdrainage-Weiterbildung verpflichtend.
Welches Wissen wird dabei in Detail vermittelt? Der Kurs ist in der Regel in zwei Bereiche unterteilt. In Theoriekursen lernen Sie zunächst die Anatomie und Physiologie des Menschen kennen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Lymphgefässsystem. Sie erhalten ein Grundverständnis für die Vorgänge im Patienten und wie die Lymphdrainage als Therapiebaustein auf seine Genesung einwirkt. Neben den Theoriekursen steht die Vermittlung der Lymphdrainage-Grifftechniken im Zentrum. Welche Massagemethoden gibt es? Wann lohnt sich eventuell sogar das Anlegen von Kompressionsbandagen? Und welche Übungen für Zuhause sollten Sie einem Patienten mit auf den Weg geben?
Ein detaillierter Blick auf die Grifftechniken erfolgt im Rahmen der mehrwöchigen Praxisausbildung, doch in der Theorie kommen fünf verschiedene Griffe zur Anwendung. Der Drehgriff wird über der behandelten Lymphbahn angewandt, indem die Fingerkuppen sanft aufgedrückt werden. Das regt den Abfluss an. Für den Scheibenwischergriff liegen beide Hände flach auf der Haut und die Handgelenke werden wie ein Scheibenwischer bewegt. Diese Anregung ist stärker. Noch intensiver ist der Hautfaltgriff, bei dem die Haut angehoben wird. Ein Gegenmodell zum Hautfaltgriff ist der Ultrafiltrat-Verdrängungsgriff. Hier wird auf die Flüssigkeitsansammlung gedrückt und der Druck mehrere Sekunden gehalten. Eine weitere Technik ist der Schröpfgriff, der ähnlich wie der Drehgriff arbeitet, allerdings entgegen der natürlichen Flussbahn der Lymphe arbeitet.
Neben Theorie und Praxis als Hauptpunkt gilt es in der Lymphdrainage-Ausbildung bzw. Lymphdrainage-Weiterbildung auch Social Skills zu trainieren. Das therapeutische Einfühlungsvermögen ist dem Fachwissen und der Anwendung der Lymphdrainage zwar untergeordnet, doch deswegen nicht unwichtig. Sie haben in Ihrem späteren Berufsalltag beständig Kontakt zu Männern und Frauen verschiedenen Alters und verschiedener Sozialschichten. Ein offenes Ohr für deren Probleme hilft Ihnen, den professionellen Kontakt angenehm zu gestalten und eine Vertrauensbasis für die Lymphdrainage zu schaffen.
Nach dem Schulabschluss oder für Quereinsteiger lohnt sich eine Lymphdrainage-Ausbildung vor allen in direkter Verbindung mit der Ausbildung zum Masseur oder Physiotherapeuten. Die Zusatzqualifikation hebt Ihre Bewerbungen von anderen ab und erleichtert den Berufseinstieg. Aus denselben Gründen ist es für bereits ausgebildete Fachkräfte sehr reizvoll, eine Lymphdrainage-Weiterbildung zu absolvieren.