Gepostet 16.12.2017, Gabriel Aeschbacher
Eliane A. und Lucca L. erzählen davon, wie man Arzt wird - und wie beschwerlich der Weg zum Traumberuf ist.
Sie, inzwischen 30, ist eine eher zierliche Frau und grundsätzlich glücklich in ihrem Beruf, “weil die Patienten am Schluss immer danke sagen, obwohl sie manchmal Schmerzen erleiden oder unangenehme Untersuchungen respektive Therapien ertragen müssen.” Eliane weiss auch, dass ihr der Job eine gewisse Sicherheit bietet, ja gar ganz viele Horizonte öffnet, weil man als Ärztin auf der ganzen Welt – in einem Resort auf den Malediven genau so wie als Besatzungsmitglied auf einer Antarktis-Expedition – einen Arbeitsplatz finden würde, wenn man ein bisschen abenteuerlustig ist. Für Lucca (26) war das Thema Medizin zu Hause schon immer ein Thema. Der Vater Chirurg mit einer immensen Erfahrung, die Mutter Hebamme – da könne man wohl fast nicht anders als Arzt zu werden, schmunzelt der Medizinstudent, welcher dereinst als Kardiologe wirken möchte. Lucca schuftet derzeit hart, aktuell in einem Praktikum an einem grossen Ostschweizer Spital. Das sei ziemlich fordernd, zumal das Leben als Medizin-Student nicht eines ist, wo man im Luxus schwelgt. „Ich wohne in einem einfachen Zimmer im Personalhaus“, gibt Lucca zu Protokoll – und schmunzelt, dass es eigentlich auch nicht mehr brauche, denn man sei ja meistens bei der Arbeit.
Der Weg zum weissen Kittel und zur gut gehenden, eigenen Praxis als Arzt ist lang und beschwerlich: Nach bestandener Matura geht es zuerst zum Eignungstest, der bestanden werden muss, damit man überhaupt erst zum Studium zugelassen wird. Ist man erst einmal an einer Universität gelandet, braucht man eine grosse Portion Ausdauer, denn das Studium dauert satte sechs Jahre. Und wenn man sich dann als Assistenzarzt am Ziel seiner (ersten) Träume wähnt, wartet ein Lohn, der in anderen Branchen höher sei, sagt Lucca. Er findet, dass die Bezahlung von üblicherweise etwas mehr als 6’000 Franken sehr wohl gerechtfertigt sei. Und in welchen Momenten wünscht man sich, besser nie Medizinerin geworden zu sein? Eliane wirft in die Runde, dass Patienten oft vergessen würden, dass man zwölf Stunden ohne Pause arbeite. Sie glaubt auch, das immer mehr Menschen keinen gesunden Menschenverstand mehr walten lassen würden. “Manchmal rennt mitten in der Nacht auf den Notfall, wer einmal niesen muss”. Lucca kennt dieses Phänomen (noch) nicht, weiss jedoch als Praktikant schon jetzt, dass die Bürokratie immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und es keine Seltenheit mehr ist, dass Juristen und Ökonomen zunehmend die Arbeitsweise der Ärztinnen und Ärzte bestimmen.
"Manchmal rennt auf den Notfall, wer bloss einmal niesen muss."
Genügte früher die Matura als Zulassung zum Medizinstudium, reicht dieser Abschluss heute längst nicht mehr. Es braucht den eingangs erwähnten Eignungstest (EMS), um einen Studienplatz als angehender Arzt zu erhalten. In der Ausbildung selber sei das Tempo sehr hoch, sagt Lucca. Und er fügt auch hinzu, dass man verkraften müsse, auch einmal bei einer Zwischenprüfung durchzurasseln. Im Gegenzug komme man in den Genuss einer sehr oft spannenden und vielseitigen Ausbildung, sagt der angehende Kardiologe, der sein Studium – wenn alles optimal läuft – im September 2018 abschliessen wird. Ist das Diplom erst einmal geschafft, ist das erst der Anfang, wie Eliane aus eigener Erfahrung weiss. „Im Moment arbeite ich als Assistenzärztin, was häufig mit langen Arbeitszeiten verknüpft ist“. Daran wird sich vorläufig auch nichts ändern, denn als Assistenzärztin arbeitet man in der Regel zwei Jahre, bevor dann die nächsten Schritte geplant werden können.
„Die Ausbildung zum Arzt ist spannend, vielseitig und lehrreich.“