Gepostet 20.09.2016, Martina Schuler
Diese Frage stellt sich im Geschäftsalltag oft und immer wieder: Du oder Sie? Dazu gibt es keine generell gültige Antwort. Das hängt stark von der Firmenphilosophie und deren Führungspersonen ab. Aber ein paar Grundregeln zum Duzen oder Siezen gibt es schon.
Die Du-Kultur ist inzwischen in vielen Schweizer Unternehmen gebräuchlich. Der Gebrauch des Englischen und die zunehmende Globalisierung fördern diese Entwicklung. Bei international tätigen Firmen wie IKEA, Coca-Cola oder Microsoft duzen sich vom Postboten bis zum Chef alle. Auch Swisscom ist seit kurzen auf diesen Zug aufgesprungen.
Generell wird im deutschsprachigen Teil der Schweiz das Du häufiger benutzt als in Deutschland: Den Schweizern fehle die Adelstradition, wo Blaublütige noch auf Distanz pochten. Es ist schon so, das Du schafft Nähe, wirkt dynamisch und teamorientiert. Aber auch per Du kann und soll man sich respektvoll begegnen.
Tatsächlich kommt vor allem in der Berater- und Finanzbranche oder in juristischen Bereichen in der Regel die Sie-Ansprache zur Anwendung. Dort gelten meist nach wie vor Anzug und Krawatte als Dresscode. Das bietet die Wahrung einer „gesunden Distanz“ und dazu passt auch das Sie.
Es gibt aber auch Mischformen zum Thema Du oder Sie. Zum Beispiel kann abteilungsintern das Du gebräuchlich sein und zur Chefetage weiterhin das Sie gepflegt werden. Für die meisten Angestellten stellt das kein Problem dar.
Wird das Du zum Thema, gilt es folgende Grundregeln zu beachten:
Kann das Du auch abgelehnt werden? Im Prinzip schon, aber nur höflich und gut begründet. Vielleicht helfen da die Kniggevorschriften weiter.
Kann das Du zurückgenommen werden? Nein, ein einmal angebotenes Du lässt sich grundsätzlich nicht zurückziehen. Zurückhaltung ist höchstens geboten, falls der oder die Vorgesetzte am Betriebsfest in Feierlaune war und das Du angeboten hat. Bleibe am nächsten Tag beim Sie. Erst wenn der Chef ausdrücklich weiterhin auf das Du besteht, kannst du ihn bedenkenlos duzen.
Wer sich nicht sicher ist, ob er oder sie per Du sind, kann das Thema auch direkt ansprechen. Ist immer besser, als um den heissen Brei herum zu reden – und ausserdem weniger anstrengend, als ständig nach Formulierungen ohne Anrede zu suchen.
Es ist nicht wichtig, ob in der Firma die Du oder Sie Kultur gelebt wird. Aber es braucht eine klare Regelung dazu. Diese soll beim Einführungsgespräch eines jeden neuen Mitarbeitenden im Zusammenhang mit den Unternehmenswerten vorgestellt werden. Das bewahrt vor Missverständnissen oder peinlichen Situationen.
Zum Schluss noch eine kleine Knobelei am Beispiel Schule: Wer bietet nun wem das Du an? Die Eltern oder die Lehrperson? Sind die Eltern die Kunden oder ist die Lehrperson der Chef? Oder hängt das Ganze vom Alter, respektive Geschlecht ab? Soll am Ende gar die Tochter oder der Sohn das Vorgehen bestimmen? Was ist deine Meinung dazu?