Motivation: Wie sich der innere Schweinehund überwinden lässt

Gepostet 30.11.2016, Elisa Hipp

Sie ist das, was hinter dem Erfolg eines Menschen und eines Unternehmens steckt: die Motivation. Geliebt, von denen, die sie meist haben. Gefürchtet, von denen, die sie ziemlich selten haben. Kann man lernen, motiviert zu sein? Ja, das kann man, sagt Motivationstrainer Otto J. Binggeli aus Unterägeri. Und er erklärt, was hinter der Motivation von Mitarbeitern steckt.

Wie kann ich mich für eine Sache motivieren? (© Igor Yaruta / Fotolia)
Wie kann ich mich für eine Sache motivieren? (© Igor Yaruta / Fotolia)

Es war einmal ein Vorsatz. Der kam zu Neujahr, schaute unter dem Bauchansatz hervor, und meinte frech: Wenn du weiter so isst und keinen Sport machst, dann wächst hier bald ein richtiger Bierbauch. Und dann wirst du eher krank. Mach doch dreimal in der Woche Sport, dann kommt es nicht so weit. Doch es kam der Moment nach zwei Wochen, als das Sofa doch so bequem war, die Fernsehserie so interessant, die Chips so lecker und der Vorsatz vom inneren Schweinehund ruhig gestellt war. Plötzlich hatte die ganze Woche kein Sport auf dem Programm gestanden.

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Zur Motivation braucht man ein Motiv

Otto Binggeli
Otto Binggeli
„Wir haben natürlich alle dieses innere Tierchen, den inneren Schweinehund. Und der funkt in die Pläne“, sagt Otto J. Binggeli, der die Firma „Move your life“ betreibt. „Doch man kann den überlisten.“ Jeder kennt diese Alltagssituationen. Die Arbeit fürs Studium sollte geschrieben werden, das Projekt sollte angepackt werden oder eben: Sport sollte getrieben werden. Doch dann macht man es einfach nicht. Denn die Motivation fehlt. Doch im Wort Motivation steckt schon der Schlüssel zum Erfolg, sagt Otto J. Binggeli: das Motiv. Das muss her. „Wenn man kein Motiv hat, ist es sehr schwer, sich zu motivieren.“ Beim Vorsatz, dreimal die Woche Sport zu treiben, ist das Motiv zum Beispiel, dass man möglichst gesund bleiben möchte. Verstärkt wird dieses Motiv, wenn man schon einmal Schmerzen hatte. „Der Mensch hat eine Tendenz, Schmerz zu überwinden: Man bringt eher die Motivation auf, wenn man vom Schmerz weg will“, erklärt der Motivationstrainer – egal, ob das schmerzende Bandscheiben sind oder ein Arm, der weh tut.

Aufs Lernen bezogen fallen solche Motive ganz unterschiedlich aus. Einem Schüler ist beispielsweise eine gute Lehrstelle wichtig. Für die rentiert es sich, zu lernen. Er ist motiviert. Einer Person auf dem zweiten Bildungsweg dagegen ist klar der Karrieredrang wichtig, sagt Otto J. Binggeli. „Arbeit und eine Weiterbildung gleichzeitig sind eine Doppelbelastung; man muss auf vieles verzichten. Wenn man nicht wirklich den Drang hat weiterzukommen, geht es nicht.“ Verschiedene Faktoren können dann als Motiv zählen: Am Ende wartet mehr Ansehen, ein höherer Status, eine Beförderung oder ein höherer Lohn.

Eine Art positive Schublade im Gehirn

Gibt es eine Technik, um sich besser zu motivieren? Ja, sagt Otto J. Binggeli und nennt ein Beispiel: „Im Sport arbeitet man mit der Ankertechnik.“ Das bedeutet: Man verbindet Erfolg mit einem gewissen Körperteil oder einem Sportgerät. Beim Tennis beispielsweise mit einer Schulterbewegung oder einer geballte Faust. Immer, wenn eine Runde gut gelaufen ist, ballt der Tennisspieler die Faust gleich. Läuft dann einmal eine Runde nicht, ballt er die Faust genauso – der Erfolg kommt.

„Wenn Sie sich im Büro gerade einmal richtig ärgern, dann ziehen Sie sich zurück, schliessen Sie sich auf dem WC ein und lächeln Sie 60 Sekunden lang. Auch wenn das anfangs eine Grimasse ist. Aber dann, wenn es in den Backen zu kneifen anfängt, dann werden Glückshormone produziert, und man ist in einer anderen Stimmung.“

Im normalen Leben kann man diese Technik auf drei Finger übertragen. „Jeder Erfolg wird darauf verankert, indem man sie berührt. Das ergibt eine neuronale Verknüpfung“, nennt der Motivationstrainer den wissenschaftlichen Hintergrund. „Dann bildet das Gehirn eine Art positive Schublade.“ Braucht man dann einmal Motivation, muss man nur wieder die drei Finger berühren. Ein Nachteil daran allerdings: „Diese Technik funktioniert nur, wenn man die Bewegung sehr oft macht, 500 Mal und mehr“, sagt Otto J. Binggeli. Auf eine ähnliche Art kann man übrigens auch Ärger wegbekommen. „Wenn Sie sich im Büro gerade einmal richtig ärgern, dann ziehen Sie sich zurück, schliessen Sie sich auf dem WC ein und lächeln Sie 60 Sekunden lang“, erklärt der Motivationstrainer. Auch wenn das anfangs eine Grimasse ist. Aber dann, wenn es in den Backen zu kneifen anfängt, dann werden Glückshormone produziert, und man ist in einer anderen Stimmung, sagt er.

Team = T-olles E-ngagement A-ller M-itwirkenden

Apropos Büro: Hinter einem erfolgreichen Unternehmen steckt ganz viel Motivation. Doch wie lassen sich Mitarbeiter motivieren? „Mitarbeitermotivation heisst zunächst einmal ein gutes Team“, sagt Otto J. Binggeli. Und zwar Team nach seinem Leitspruch: „T-olles E-ngagement A-ller M-mitwirkenden.“ Eben gerade nicht nach dem Motto „T-oll E-in A-nderer M-acht’s“. Und dann braucht es noch ein gutes Anreizsystem und / oder eine Leistungsbeteiligung, ein Bonus. Als Beispiel ein mittelständiges Unternehmen: „Das Unternehmen muss ein Ziel bekannt geben und das an die Abteilung und somit an seine Mitarbeiter weitergeben.“ Wird das Ziel erreicht, wartet auf die Mitarbeiter eine Belohnung: ein Teamevent. Otto J. Binggeli hat selber einmal bei einer Firma gearbeitet, bei der eine bestimmte Umsatzgrenze als Ziel festgeschrieben war. Jahrelang arbeiteten die Mitarbeiter daraufhin und schafften sie schliesslich auch. Denn im Hinterkopf hatten sie immer die Belohnung: eine gemeinsame fünftägige Reise nach Schweden, Übernachtung im Eishotel und Fahrt zu den Lappen inklusive. „Das war eine ganz tolle Motivation.“ Ganz wichtig ist auch die persönliche Wertschätzung der Geschäftsleitung – einmal ein „Das haben Sie gut gemacht“ oder „Dank Ihnen ist das super gelungen“.

Firmenphilosophie muss auch gelebt werden

Doch wichtig ist dann auch, dass diese Zielvereinbarungen eingehalten werden. „Sonst sind die Mitarbeiter ganz schnell demotiviert“, sagt Otto J. Binggeli. Ebenso wichtig: Jede Firma brauche eine Philosophie. „Doch die muss auch gelebt werden und nicht nur im Internet stehen.“ Ist es heute leichter oder schwerer als früher, Mitarbeiter zu motivieren? Eher schwerer, sagt der Motivationstrainer. Denn vielen Menschen sind die Firmenziele nicht mehr wichtig. Stattdessen setzen sie mehr auf die persönliche Lebensqualität und wollen unbedingt am Freitag um 17.00 Uhr Feierabend.

Am Ende bleibe nämlich immer wieder die Eigenmotivation einer Person. Ist die nicht gegeben, kann auch ein Chef nichts daran ändern. Und das bedeutet, man muss sich mit sich selbst und seinen Wünschen beschäftigen. Denn: „Wenn man eine Stellung hat, die den eigenen Vorstellungen und Stärken entspricht, bringt man leichter eine Begeisterung für das Unternehmen und das, was man macht, auf“, sagt Otto J, Binggeli. Ein begabter Aussendienstmitarbeiter verkauft mehr, eine geschickte, freundliche Modeverkäuferin bringt neben dem Kleid auch noch Schuhe und Schal an die Frau. „Es gibt da einen schönen Spruch von Marc Twain“, sagt Otto J. Binggeli und zitiert: „Wer nicht weiss, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt.“

Otto J. Binggeli

Otto J. Binggeli führt das Unternehmen „Move your life“ in Unterägeri (Kanton Zug) und coacht Führungskräfte, Unternehmerinnen und Unternehmer, Verkaufsprofis und alle, die in ihrem Leben wichtige persönliche Pläne verwirklichen wollen. Er lernte zunächst in einem Fünfsternehotel Koch, holte dann auf dem zweiten Bildungsweg einen Teil der Matura nach und stieg bei einer Bank in Zürich ein, war als Anlageberater tätig. Wegen seiner Begeisterung am Verkaufen stieg er in die Versicherungsbranche ein und war einige Jahre lang Versicherungsinspektor und später auch Versicherungsagent für Sach- und Lebensversicherungen. Nach verschiedenen Ausbildungen wechselte er in die Pharmaindustrie, zunächst als Verkäufer, später als Key Account Manager, Pharmareferent und Verkaufsleiter. Ein Treppensturz und eine anschliessende Arbeitspause brachten ihn schliesslich dazu, Motivationstrainer zu werden. Er machte dazu Ausbildungen zum einen im mentalen Bereich und zum anderen im Neuro Linguistischen Programmieren (NLP) mit anschliessendem NLP-Master und -Coach.

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