Gepostet 25.05.2021, Ronny Arnold
Die pädagogischen Hochschulen erleben eine grosse Nachfrage. Woran liegt dies und was sind die aktuellen Herausforderungen?
Zurzeit studieren rund 22 800 Personen an einer der 16 pädagogischen Hochschulen (PH) in der Schweiz. Das sind rund 4 % mehr als im Vorjahr. Ein Trend, der sich seit Jahren fortsetzt. Doch was macht den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers so attraktiv? Wir haben bei zwei pädagogischen Hochschulen nachgefragt. Ein Punkt ist für Marc Fischer von der PH der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW die hohe Nachfrage nach Lehrpersonen in der Schweiz: «Absolvierende haben sehr gute Aussichten auf eine attraktive und sichere Anstellung.» Doch nicht nur der Arbeitsmarkt sei ein entscheidender Faktor: «Auch der Beruf selber ist gesellschaftlich wertvoll, die Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu begleiten, zu fördern und zu unterstützen, wird von unseren Studierenden als sehr reizvoll eingeschätzt», so Marc Fischer weiter. Auch die PH St. Gallen kann dies bestätigen: «Unsere Evaluationen ergaben zudem, dass auch die praxisnahe Ausbildung und die Möglichkeit, in Zukunft die Familie und den Beruf zu vereinbaren, den Lehrberuf sehr attraktiv machen.»
Der klassische Weg zum Studium ist für viele der Weg via gymnasiale Matura respektive Fachmaturität Pädagogik. Doch es gibt noch andere Wege. So ist es auch möglich, mit der Berufsmatura, einem Abschluss an einer Fachmittelschule oder einem Fachhochschulabschluss das Studium in Angriff zu nehmen. Je nachdem ist noch eine Ergänzungsprüfung oder ein Vorkurs nötig. Die Zulassungsbedingungen unterscheiden sich nach der gewünschten Stufe. So wird unterschieden nach Kindergarten- und Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II. Ein Studium an den pädagogischen Hochschulen ist zudem auch als Quereinsteiger, sprich: für Menschen, die zuvor einen komplett anderen Beruf ausgeübt haben, möglich. Voraussetzung ist bereits mehrjährige Berufserfahrung. Danach wird im Einzelfall geprüft, welche Kompetenzen noch aufgearbeitet werden müssen.
Eine Herausforderung für den Lehrberuf ist aktuell die Digitalisierung. Prof. Ralph Kugler, Co-Leiter Institut ICT und Medien von der PHSG: «Die neuen technologischen Möglichkeiten führen auch zu gesellschaftlichen Veränderungen, die zu neuen Anforderungen in den Lehrplänen führen. So auch geschehen beispielsweise im aktuellen Lehrplan 21 mit dem Fach Medien und Informatik. Bei der Digitalisierung stellen sich aber durchaus auch grundlegendere Fragen im Kontext der Schule: Das vielleicht schwierigste Dilemma für Lehrpersonen ist, dass die kognitiven Routine-Kenntnisse und Fähigkeiten, die am einfachsten zu lehren und testen sind, gleichzeitig auch am einfachsten digitalisiert und automatisiert werden können.» Und weiter: «Mehr denn je kommt es heute darauf an, ein lebenslang lernendes Individuum zu werden, das zum komplexen Denken fähig ist und komplexe Arbeitsweisen beherrscht, die der Computer nicht bearbeiten kann.» Marc Fischer von der PH FHNW ergänzt: «Die Schule muss den Kindern und Jugendlichen auch ein Verständnis der neuen Lebenswelt und der digitalen Technologien vermitteln und sie generell kompetent machen in einem sorgfältigen und informierten Umgang damit. Für die Lehrpersonen selber heisst dies, dass sie kompetent sein müssen im gezielten und sorgfältigen Einsatz digitaler Medien im Unterricht für die Förderung des Lernens der Schülerinnen und Schüler. »
Daher ist klar, dass die Lehrpersonen sich stetig weiterbilden müssen. Darum bieten die pädagogischen Hochschulen neben den Studiengängen auch Fortbildungen an. Marc Fischer dazu: «Mit dem bereits erwähnten schnellen Wandel der Gesellschaft und der Technologie hat das lebenslange Lernen zusätzlich an Relevanz gewonnen. Den Lehrpersonen stehen innerhalb ihres Berufsprofils zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ihr Wissen auf dem aktuellen Erkenntnisstand zu halten beziehungsweise, um sich für bestimmte Themen oder Funktionen zu spezialisieren.» Auch für die PH St. Gallen haben Weiterbildungen einen hohen Stellenwert: «Nach dem Studium gibt es neben der obligatorischen Weiterbildungsverpflichtung viele weitere Möglichkeiten, sich als Lehrperson weiter zu spezialisieren bzw. zu qualifizieren (Schulleitung, pädagogischer/technischer ICT-Support, Heilpädagogik, CAS oder MAS-Abschlüsse etc.)» Denn, auch wenn das PH-Studium für viele der Anfang ihrer Berufskarriere ist, gehört auch beim Lehrberuf regelmässige Weiterbildung zur Pflicht.
«Ich habe mich entschieden, Lehrerin zu werden, weil mir die Arbeit mit Kindern (und Menschen) extrem gut gefällt. Auch die Abwechslung im Lehrerberuf macht mir sehr viel Spass, weil jeder Tag etwas Neues bringt. Die motivierten Gesichter der Kinder motivieren auch mich, ihnen jeden Tag Neues beizubringen und sie auf unsere Gesellschaft vorzubereiten.»
Jacqueline Wipfli (24), Seedorf
Studentin, Pädagogische Hochschule Schwyz
«Kinder bei ihrem Lernprozess zu begleiten und dazu beizutragen, dass sie gerne in die Schule gehen und diese als einen sicheren Ort wahrnehmen, war das eigentliche Motiv für meine zweite Berufswahl. In keinem anderen Beruf hat man so viele Möglichkeiten, die Zukunft derartig mitzugestalten und die Kinder in ihrer Entwicklung zu kompetenten Persönlichkeiten zu unterstützen und fördern. Das Schönste am Lehrberuf sind die vielen kleinen sowie grossen Erfolgserlebnisse, welche ich als Lehrerin mit den Schülerinnen und Schülern erleben und feiern darf.»
Kristina Doninovski (25), Altendorf
Studentin, Pädagogische Hochschule Zug
«Am besten gefallen mir die Gespräche mit den Kindern. Ihre meist vereinfachte und unbeschwerte Sicht auf unsere Welt beeindruckt mich tagtäglich.»
Tobias Schilter (24), Altdorf
Student, Pädagogische Hochschule Schwyz