Gepostet 09.06.2016, Myriam Arnold
Befallen Varroamilben Völker der Westlichen Honigbiene, endet es mit dem Tod. Östliche Honigbienenvölker aber überleben den Befall. Wie das den Bienen aus dem Osten gelingt, haben Agroscope und die Universität Bern zusammen mit Partnern aus China und Thailand herausgefunden.
Ein Imker im weissen Overall, Hut und Schleier öffnet den Bienenstock, worin sich sein Bienenvolk befindet. Was er antrifft, schmerzt. Seine Westlichen Honigbienen sind allesamt verendet. Die Milbe Varroa destructor hat sein Volk ausgelöscht. Solche und ähnliche Geschichten und Bilder kursieren in der Öffentlichkeit und beschäftigen nicht nur die Imker-Gemeinschaft, Bauern und Honig-Liebhaber, sondern auch Politiker und Wissenschaftler. Weltweit ist man sich nämlich einig: Dieser aus dem Osten stammende Parasit ist die grösste biologische Bedrohung für die Gesundheit der Westlichen Honigbiene. Und was unsere Bienen bedroht, bedroht auch uns, da sie zur Artenvielfalt und zur Bestäubung von Kulturen beiträgt, die für die Lebensmittelsicherheit relevant sind.
„Einer nachhaltigen Bekämpfung der Varroamilbe stand bisher unser begrenztes Verständnis im Weg, wie sich der ursprüngliche Wirt dieser Milbe, die Östliche Honigbiene, verteidigt“, sagt Vincent Dietemann von Agroscope. Zusammen mit dem Institut für Bienengesundheit der Universität Bern, der Universität Chiang Mai (Thailand) und der Universität Zhejiang (China) wollte Agroscope die Resistenzfaktoren identifizieren, die es Völkern der Östlichen Honigbiene erlaubten, Infektionen mit diesem Parasiten zu überleben.
Mit Experimente und Beobachtung entdeckte das Forschungsteam ein bisher unbekanntes Verhalten der Östlichen Honigbiene: altruistischer Suizid. Befallene Larven der Östlichen Honigbiene seien gegenüber Varroamilben empfindlicher als Larven der Westlichen Honigbiene und würden früher sterben. Diese Erkenntnis lasse vermuten, dass sich diese Schwäche entwickelt habe, um eine verbesserte soziale Immunität zu ermöglichen, da schwache und tote Larven zusammen mit den Parasiten aus den Völkern entfernt würden. Obwohl die hohe Empfindlichkeit der Individuen gegenüber dem Befall zum Tod des Einzelnen führe, werde sie durch natürliche Selektion begünstigt, weil das Überleben der Völker erhöht werde. Dies schreibt die Universität Bern in ihrer Medienmitteilung.
Die Studienergebnisse wirken sich bedeuten auf die Praxis in der Imkerei aus. In den letzten zwanzig Jahren haben die Bemühungen, das Überleben der Bienen gegenüber einem Befall mit Varroamilben durch Züchtung zu verbessern, nicht viel gebracht. „Die Berücksichtigung der individuellen Empfindlichkeit bei künftigen Züchtungsprogrammen für Westliche Honigbienen wird zu widerstandsfähigeren Kolonien und zu einer nachhaltigen weltweiten Imkerei beitragen“, lässt sich der Ko-Autor Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit zitieren.