Gepostet 23.03.2016, Gabriel Aeschbacher
Seit Anfang Januar 2016 kann im Urner Oberland den schulischen Teil absolvieren, wer Bäuerin werden möchte. Aber auch im Strickhof, der im Raum Zürich an mehreren Standorten vertreten ist, stehen Land- und Ernährungswirtschaft im Fokus.
Was Anfang Jahr neu lanciert worden ist, scheint ein Renner zu sein, denn die 16 verfügbaren Plätze seien innert Kürze vergeben gewesen, erklärt Co-Schulleiterin Alexandra Fux (43), welche die Bäuerinnenschule Gurtnellenzusammen mit ihrem Ehemann Cyrill Hörler (43) leitet. Doch was lockt die Teilnehmenden an den Fuss des Gotthards?
Gurtnellen, bestehend aus fünf Ortsteilen, liegt auf rund 1000 Metern über Meer. Ist es die frische Bergluft, welche die werdenden Bäuerinnen in die Urner Provinz lockt? Alexandra Fux zieht gleich eine Parallele zur Gastronomie und weist darauf hin, dass man – in Zeiten von Fast-Food – wieder vermehrt wissen wolle, was man esse und woher die Zutaten dazu kämen. Und Melanie Gisler (20), gelernte Köchin, doppelt nach. „An der Bäuerinnenschule in Gurtnellen lerne ich, wie man aus eigenen Hofprodukten Leckeres herstellen kann. Ich interessiere mich für die Vorratshaltung, zum Beispiel das Einmachen oder für die Herstellung kleiner, feiner Geschenke.“ Freilich gibt es auch noch andere Argumente, um die 18-wöchige, schulische Ausbildung zur Bäuerin FA in Angriff zu nehmen.
„Männer sind in Gurtnellen ebenfalls herzlich willkommen“
„Viele unserer 18- bis 35-jährigen Teilnehmenden möchten dereinst in einem Betrieb arbeiten, vielleicht gar den Hof der Familie übernehmen“, erläutert Alexandra Fux einen weiteren Grund, sich in Gurtnellen einzuschreiben. Dass die Schule bereits in ihrem ersten Jahr überregionalen Charakter hat, zeigen die Anmeldungen, die nicht nur aus Uri, sondern auch aus den Kantonen Zug und Schwyz kommen.
„Die Urner Bäuerinnenschule hat überregionalen Charakter“
Für den Januar 2017 stünden gar Aspirantinnen aus den Kantonen Luzern und Nidwalden auf der Anmeldeliste, sagt die Schulleiterin nicht ohne Stolz. Wer sich dereinst Bäuerin FA nennen möchte, muss zusätzlich ein zweijähriges Praktikum absolvieren, vorausgesetzt, man hat bereits eine Erstausbildung – zum Beispiel diejenige als Landwirtin oder Landwirt – in der Tasche. Und dann braucht es auch noch eine fächerübergreifende Arbeit, bis der Fachausweis ausgehändigt werden kann. Und ja, Schulleiterin Alexandra Fux freut sich selbstverständlich auch über Männer, „die in Gurtnellen jederzeit und herzlich willkommen sind.“
Szenenwechsel. Wir nehmen den Strickhof, der im Grossraum Zürich über mehrere Ableger verfügt, ein bisschen genauer unter die Lupe und sprechen mit Johanna Schaufelberger, Stellvertretende Leitung Bäuerinnen und Gesundheit. „Wir bieten den berufsbegleitenden Bäuerinnenkurs an, aber auch den Vollzeitkurs. Daneben verschiedene Module – Agrotourismus zum Beispiel -, einen Haushaltkurs über ein Semester, einen mehrtätigen Gartenkurs und eine ganze Palette an Tageskursen.“
Die solide Ausbildung stünde im Vordergrund, aber auch an hauswirtschaftlichen Themen interessierte Menschen ganz allgemein gehörten zum Zielpublikum, erläutert uns Johanna Schaufelberger. Genauso wie in Gurtnellen erfreuen sich die Angebote des Strickhofs grosser und weiterhin steigender Beliebtheit. So wird der berufsbegleitende Bäuerinnenkurs das erste Mal seit 2014 gar doppelt geführt, was 48 Teilnehmerinnen entspricht. Und auch der Vollzeitkurs ist ein Renner, wobei hier maximal 36 Anmeldungen berücksichtigt werden können.
Johanna Schaufelberger stellt fest, dass nicht nur die Aus- und Weiterbildung rund um den Bauernberuf boomt, sondern dass auch für andere Angebote eine hohe Nachfrage besteht. „Der neue, berufsbegleitende Haushaltkurs war bei der ersten Durchführung (2015) auf Anhieb ausgebucht, was 36 Teilnehmende sind. Bei den Modulen registrieren wir im Moment einen grossen Run auf die „Direktvermarktung“, wogegen bei den Tageskursen alles gefragt ist, was mit Garten und Kochen in Zusammenhang steht.