Gepostet 15.11.2019, Ronny Arnold
Der Anteil der Pensionierten steigt in der Schweiz deutlich, gleichzeitig bleibt der Anteil der unter 20-Jährigen konstant. Die Konsequenz: Bereits im Jahr 2030 drohen bis zu einer halben Million Arbeitskräfte auf dem Schweizer Arbeitsmarkt zu fehlen.
Ein grosses Potenzial gegen diesen drohenden Arbeitskräftemangel liegt bei den 50 bis 64-Jährigen, die bereits im Arbeitsmarkt sind, aber über das offizielle Rentenalter hinaus weiterarbeiten möchten. Gemäss repräsentativer Umfrage vom Beratungsunternehmen Deloitte Schweiz möchten dies 580'000 Personen, was 40% aller Erwerbspersonen im Alter zwischen 50 und 64 entspricht. 35% möchten in einer Teilzeitstelle weiterarbeiten, 5% Vollzeit. Doch so einfach ist dies in der Realität nicht. Obwohl 40% aller Erwerbspersonen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren über die Pensionierung hinaus arbeiten möchten, gehen die wenigsten davon aus, dass sie dies auch effektiv tun werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den bereits pensionierten Personen: 66% von ihnen hatten gar nicht die Möglichkeit weiterzuarbeiten, obwohl gemäss Studie fast jeder Zweite davon eigentlich hätte weiterarbeiten wollen. Die Probleme sind zahlreich: Durch das fixe Rentenalter gibt es einerseits festgesetzte Automatismen in den Köpfen, andererseits führen die begrenzten Angebote oder auch finanzielle Fehlanreize dazu, dass heute nicht mehr über das Rentenalter hinaus arbeiten, obwohl sie eigentlich gerne möchten.
In der Studie liefert das Beratungsunternehmen auch gleich mögliche Lösungsansätze. So brauche es zum Beispiel einen Kulturwandel in Unternehmen. Noch immer sei die Ansicht verbreitet, die Beschäftigung von älteren Mitarbeitern habe vor allem Nachteile, da diese teuer und weniger leistungsfähig seien. Mit solchen Vorurteilen werden ältere Mitarbeiter kaum dazu angehalten, länger zu arbeiten. Wenn der Kulturwandel vollzogen ist brauche es auch konkrete Massnahmen. Diese können von der Anpassung der Arbeitsmodelle, über Bildung von generationsübergreifenden Teams bis hin zu Investitionen ins Gesundheitsmanagement gehen. Aber auch der Staat könne mit den richtigen Massnahmen dazu beitragen, dass Personen, welche wollen, über ihre Pension hinaus weiterarbeiten können. Die Autoren der Studie schlagen hier folgendes vor: Aufhebung des Automatismus durch Flexibilisierung des Rentenalters, eine Anpassung des Rentenalters an die Lebenserwartung und Verbesserung der Anreize für längeres Arbeiten.