Gepostet 14.01.2017, Martina Tresch
Bildung ist die grösste Ressource der Schweiz. Doch beim Thema Weiterbildung hinken wir andern Ländern nach, sagt Nationalrat und ehemaliger TV-Mann Matthias Aebischer. Der Präsident des Schweizerischen Weiterbildungsverbandes verrät, weshalb Weiterbildung Sicherheit verleiht und warum es keine Altersgrenze gibt.
Einen Beruf lernen und dann sein Leben lang dieser Tätigkeit nachgehen. Früher war das Gang und Gäbe – denn von Weiterbildung wussten die meisten nichts. Dass ein Lehrer aber 40 Jahre oder noch länger unterrichtet, ist heutzutage immer seltener der Fall. Einer, der diese Entwicklung gut findet, ist Matthias Aebischer. „Klar kenne ich auch heute noch Lehrpersonen, die ihren Beruf bis zur Pensionierung ausüben. Wer zufrieden mit seinem Job ist, soll diesen auch behalten“, sagt der Nationalrat. Doch egal ob jemand 40 oder 4 Jahre auf dem gleichen Beruf arbeitet – der Berner ist überzeugt: „Weiterbildung wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger.“ Was es heisst, sich weiterzubilden, hat der ehemalige TV-Mann schon selbst des Öfteren erfahren. Beim Fernsehen habe man sich mindestens alle zwei Jahre weitergebildet. „Im Zuge der ganzen Digitalisierung gab es keine andere Möglichkeit, als sich ständig weiterzubilden und umschulen zu lassen“, erzählt der Politiker, der für Sendungen wie „Kassensturz“ oder „Tagesschau“ bekannt war.
Beim Schweizer Fernsehen war Matthias Aebischer nicht immer. Ursprünglich hatte er den Lehrerberuf gewählt. Das ist auch der Grund, weshalb das Steckenpferd des SP-Politikers nach wie vor das Thema Bildung ist. „Die grösste Ressource, die die Schweiz hat, ist die Bildung“, betont er. Doch in einem Bereich der Bildung hinke unser Land andern nach: bei der Weiterbildung. „Diese hatte in unserem bisherigen Bildungsschema keinen Platz“, hält er fest. Das wird sich jetzt ändern: Seit dem 1. Januar 2017 hat die Schweiz nämlich ein Gesetz über die Weiterbildung. Dieses gibt dem Bund und den Kantonen Richtlinien, wie sie Weiterbildung fördern können. „Das Gesetz soll unter anderem Grundkompetenzen fördern. Es ist also auch dafür da, dass die Leute wieder besser schreiben und lesen lernen.“ Der Berner ist froh, dass sich mithilfe des Gesetzes endlich etwas tut in der Schweiz. Und auch in einigen Kantonen sei das Bestreben, die Weiterbildung zu unterstützen, gross.
Eines bereitet ihm in Bezug auf das neue Gesetz aber noch Mühe: Zwar können die Kantone beim Bund Geld für die Weiterbildung einfordern. Weil die Kantone aber zum Geld des Bundes die gleiche Summe nochmal drauflegen müssen, verzichten viele darauf, es überhaupt abzuholen. Aus Spargründen. Der SP-Mann findet bei dieser Entwicklung klare Worte: „Auf Kosten der Weiterbildung zu sparen ist eine Katastrophe. Dafür habe ich absolut kein Verständnis.“ Dabei sei Weiterbildung ein Thema, das uns alle betreffe – vom Handwerker bis zum Arzt, vom Studenten bis zum Professoren. „Wer sich weiterbildet, erweitert seinen Horizont“, sagt er. Dabei komme es gar nicht so sehr darauf an, in welchem Bereich man sich weiterbildet. Ob Sprachaufenthalt, Töpferkurs oder Diplom – es komme darauf an, dass man zufrieden ist mit dem, was man tut. Hier appelliert Matthias Aebischer, der seit 2015 Präsident des Schweizerischen Weiterbildungsverbands (SVEB) ist, im Besonderen an die Arbeitgeber.
„Wer sich weiterbildet, erweitert seinen Horizont.“
„Wir fordern von den Arbeitgebern, dass sie ihren Mitarbeitern Weiterbildungen ermöglichen.“ Denn, ist der Politiker überzeugt, Weiterbildung macht glücklich. Seiner Ansicht nach wäre es wünschenswert, dass ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter mindestens alle fünf Jahre nach ihrer Zufriedenheit fragt und ihnen auch die Möglichkeit gibt, sich weiterzubilden. Was aber, wenn ein Mitarbeiter einen Kurs besucht und dann einer neuen Tätigkeit nachgeht? „Das ist letztlich auch im Sinne des Arbeitgebers. Denn er kann nur zufriedene Mitarbeiter brauchen.“ Der Politiker hält fest, dass bereits heute viele Arbeitgeber in diesem Sinne handeln. „Sie merken, dass es für alle das beste ist, wenn sich Angestellte weiterbilden können. Denn Weiterbildung gibt Sicherheit.“ Sicherheit? „Ja“, sagt Matthias Aebischer mit voller Überzeugung. „Wer sich weiterbildet, bleibt auf dem neusten Stand, ist möglicherweise anderen Mitarbeitern sogar Voraus. Er fühlt sich sicher.“ In seiner Laufbahn hat der ehemalige Moderator schon gut 15 Weiterbildungskurse absolviert. Die letzte war ein Sprachaufenthalt in Nizza. Und dabei solls nicht bleiben: „Ich möchte mich gern im Bereich der Sprachen weiterbilden, seis in Französisch oder Italienisch.“
Weiterbildung hört nämlich nie auf, betont der 49-Jährige. „Auch im Pensionsalter nicht.“ Denn das Leben gehe schliesslich nach einer Pensionierung weiter. „Man kann auch im Alter noch lernen, E-Mails zu verschicken.“ Und selbst wenn es aussichtslos scheint, die Jobsuche erfolglos läuft, selbst dann oder gerade dann findet er: „Bildung, beziehungsweise Weiterbildung hilft weiter. In jeder Lebenslage. Denn Weiterbildung ist das Gelbe vom Ei.“ Wie aber soll man auf der Suche nach dem passenden Weiterbildungsangebot fündig werden? Am effektivsten sei auch heute noch die Mund-zu-Mund-Propaganda, hält Matthias Aebischer fest. „Es spricht sich schnell herum, wenn ein Angebot gut ist.“ Weiter könne man sich auf der Suche nach einem Angebot an einen Berufsberater wenden oder Datenbanken im Internet konsultieren. Der schweizerische Verband für Weiterbildung verleiht ausserdem Qualitätslabel wie beispielsweise das Label eduQua, das der Verband selbst entwickelt hat. Und der Nationalrat hat noch einen Tipp: „Bei einem Angebot sollte stets ersichtlich sein, an wen genau es gerichtet ist und wie viel es konkret kostet.“ Befolgt man diese Empfehlungen, findet jeder das für ihn oder sie passende Angebot. Der erweiterte Horizont ist damit nicht mehr fern.