Gepostet 16.01.2017, Elisa Hipp
Arbeiten tut dem Körper nicht gut. Zu langes Sitzen. Zu viele gleiche, einseitige Bewegungen. Zu grosse nervliche Belastung. Die Folge sind Schmerzen und Krankheiten. Damit ihre Mitarbeiter gesund bleiben und sich im besten Fall sogar Absenzen verringern lassen, führen heute einige Unternehmen betriebliche Gesundheitsförderung ein. Die kantonale Verwaltung Uri war eines der ersten in dem Zentralschweizer Kanton.
An Dienstagen im Winter können die Angestellten der kantonalen Verwaltung Uri in der Mittagspause Sport treiben. Abwechselnd im Angebot: Konditionstraining, Yoga und Body-Combat. „Fit über den Mittag“ heisst das Projekt und die Mitarbeiter nehmen es sehr gut an, sagt Franz Gisler, Leiter des Amts für Personal. Er zählt weitere Aktionen auf, die die Verwaltung für ihre Mitarbeiter organisiert hat: „Bike-to-Work“, „Die Treppe als Fitnessgerät“ oder „Zu Fuss vom Bodensee bis zum Genfersee“, wo die Angestellten einen Schrittzähler trugen und die Strecke virtuell zurücklegten. Mit Aktionen wie diesen will die kantonale Verwaltung die Mitarbeiter zu mehr Bewegung anspornen und sie sensibilisieren, sagt Franz Gisler: „Damit die Frauen und Männer merken, wie wenig sie sich bewegen, wenn sie nur im Büro sitzen.“
Gesellschaft, Lebensformen und Arbeitsbedingungen wandeln sich heute immer schneller. Viele Männer und Frauen sehen sich am Arbeitsplatz starken nervlichen Belastungen ausgesetzt. Dadurch entstehen Gesundheitsprobleme, die teilweise irreparabel sind, erklärt KMU-vital, ein Programm von Gesundheitsförderung Schweiz. Diese Probleme belasten einerseits den Arbeitgeber, der höhere Absenzen hinnehmen muss, und andererseits auch das Gesundheitswesen.
Doch Betriebe können ihren Beitrag leisten, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter positiv zu beeinflussen, so KMU-vital weiter: „Es ist erwiesen, dass Menschen dort ihre Eigenverantwortung für die Gesundheit wahrnehmen, wo sie die dafür notwendigen Bedingungen und Ressourcen – in der Arbeit und in der Freizeit – vorfinden. In Betrieben sind das unter anderem eine gute Arbeitsorganisation, eine gute Führung, die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu verwirklichen und die Arbeit mit gestalten zu können sowie praktikable Angebote für das Gesundheitsverhalten bei der Arbeit.“
„Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine gute Investition“ Franz Gisler
Die kantonale Verwaltung hat das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) 2011 eingeführt. Die Zielsetzung war klar formuliert: „Mit der Einführung eines systematischen Gesundheitsmanagements sollen a) die Mitarbeitenden mehr Wertschätzung erfahren und mehr Motivation entwickeln, b) die Mitarbeitenden lernen, bewusst zu ihrer Gesundheit Sorge zu tragen und c) die Kosten durch krankheitsbedingte Absenzen gesenkt werden.“ (Bericht der Finanzdirektion an den Regierungsrat Uri)
Franz Gisler stellte eine Steuergruppe zusammen, die auch die Abteilungsleiter der verschiedenen Direktionen gleich mit einband. Ausserdem arbeitete die kantonale Verwaltung mit der Firma Vivit, einer Tochter von CSS, zusammen. Angefangen wurde mit einer umfassenden Umfrage, erklärt Franz Gisler, „um herauszufinden, wo der Schuh genau drückt.“ Dann wurden alle Arbeitsplätze hinsichtlich der Ergonomie begutachtet: Sitzen die Mitarbeitenden richtig? Sind die Tische richtig eingestellt? Gibt es Stehpulte? Schritt für Schritt entstand so ein passgenaues Konzept für die kantonale Verwaltung Uri. Diese zählt rund 800 Mitarbeitende – und das in unterschiedlichsten Bereichen. Da ist alles von der Sachbearbeiterin Rechnungswesen über die Sportlehrerin bis zum Polizisten und Mitarbeiter im Strassendienst dabei. Jeder von ihnen hat unterschiedliche Arbeitsbedingungen und daher auch andere Forderungen an das BGM.
Daher entstanden ganz unterschiedliche Angebote. Bewegungsförderung – mit oben genannten Aktionen – war ein Teil davon. Bei Polizisten im Schichtbetrieb wurde die Arbeitsbelastung besonders unter die Lupe genommen und in manchen Fällen der Schichtplan angepasst. Mit Mitarbeitern, die aus dem Krankenstand zurückkehrten, wurden Rückkehrer-Gespräche geführt. Führungskräfte bekamen einen Kurs, um bei ihren Angestellten leichter und schneller psychische Belastungen oder Krankheiten zu erkennen. An die Mitarbeiter im Strassendienst wurde kostenlos Sonnencreme verteilt – eine Aktion, die sich eingebürgert hat und nun im Budget der betroffenen Direktion steht. Einmal gab es sogar einen Anti-Raucher-Kurs – fünf Monate nach dem Ende des Kurses hatten tatsächlich 50 Prozent der Teilnehmenden mit dem Rauchen aufgehört. Darauf werde er heute noch sehr positiv angesprochen, sagt Franz Gisler.
„Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine gute Investition“, findet der Leiter des Amts für Personal. Auch wenn es schwierig sei, den Erfolg direkt zu messen. „Dafür gibt es kein Kontrollinstrument.“ Absenzen lassen sich zwar messen – und sind zwischen 2011 und 2014 auch gesunken. Jedoch fallen einzelne längere Krankheitsausfälle statistisch sehr ins Gewicht. Doch BGM führe auch zu einem leistungsfördernden Betriebsklima. Und ist eine Art der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern, sagt Franz Gisler. Zweimal im Jahr trifft sich die Steuergruppe. Man will weitermachen: Nächstes Jahr kommt eventuell das Thema Ernährung auf den Plan.