Gepostet 21.09.2016, Martina Tresch
Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekten haben zwar verschiedene Ausbildungswege. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Die Leidenschaft zur Natur und zum Gestalterischen.
Schnipp, schnapp. Landschaftsgärtner Fabian Imhof lässt die Heckenschere immer wieder zuschnappen. Blätter fallen an diesem herrlichen Spätsommertag in einem Garten direkt am Urnersee. Seit neun Jahren arbeitet der 25-jährige als Landschaftsgärtner bei der Hess Galabau AG. Bereits die Lehre hat er beim Seedorfer Garten- und Landschaftsbauunternehmen gemacht. Für ihn war schon sehr früh klar, dass er einen Beruf wie diesen erlernen möchte: „Schon als Kind war ich immer gern draussen in der Natur. Oft half ich im Garten meines Grossvaters mit.“ Der junge Urner hätte auch die Möglichkeit gehabt, am Gymnasium zu studieren. Doch das wollte er nicht. „Mir war immer klar, dass ich einen handwerklichen Beruf lernen möchte.“ Und so kam er zur Lehre als Landschaftsgärtner. Bald lernte er, dass ein Landschaftsgärtner zwischen Hausmauer und Gartenzaun alle möglichen Arbeiten verrichtet. Und dass auch Pools, Teiche, Rasen und sogar das Plattenlegen zu diesem Beruf gehören. Drei Jahre dauerte es, bis Fabian Imhof das Zertifikat Gärtner EFZ mit der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau entgegennehmen durfte.
Insgesamt vier Fachrichtungen bietet der Gärtnerberuf:
Ein Landschaftsgärtner lernt in seiner Ausbildung 410 Pflanzenarten in Latein, inklusive Farbe, Blühzeit und sonstige Eigenschaften. „Es ist schon so, dass man sich für Pflanzen interessieren sollte. Handwerkliches Geschick und Stärken in der Mathematik sind ebenfalls von Vorteil.“ Bis heute schätzt Fabian Imhof seinen Beruf sehr. Doch inzwischen ist er nicht nur Landschaftsgärtner, sondern auch Kundengärtner. Zu seinen Aufgaben gehören neben dem Zurückschneiden von Gartenpflanzen und der Neugestaltung von Gärten auch die Ausarbeitung von Plänen und Sicherheitskonzepten, das Koordinieren der Arbeiten und die Beratung der Kunden. „Ich liebe die Vielseitigkeit an meinem Job.“ Und dass er bei jedem Wetter draussen arbeitet, ist für ihn alles andere als ein Nachteil. „Gerade bei Sonnenschein gibt’s nichts Schöneres als draussen zu arbeiten.“ Mit dem Lernen ist für Fabian Imhof seit dem Lehrabschluss aber noch lange nicht Schluss. Die Weiterbildungsmöglichkeiten für ihn sind breit gefächert:
Der 25-Jährige hat sich bereits zum Obergärtner weitergebildet, er könnte sich auch vorstellen, die Meisterprüfung zu machen. „Ich hätte dann auch die Möglichkeit, an Berufsschulen zu unterrichten“, so der Urner, der schon heute als Prüfungsexperte tätig ist. Was noch kommen mag, will er sich noch offen lassen. „Man weiss nie, wohin es einen verschlägt.“
Möglich wäre es, dass Fabian Imhof irgendwann einmal an der Hochschule für Technik in Rapperswil (HSR) landet. Dort werden Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten ausgebildet. „Bei uns ist es ein entscheidender Vorteil, wenn man bereits eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht hat“, erklärt Peter Petschek, Studiengangleiter an der HSR. Praxis ist im Bachelorstudium Landschaftsarchitektur derart wichtig, dass Quereinsteiger sowie auch Maturanden vor Antritt des Ausbildungsgangs ein einjähriges Praktikum absolvieren müssen. Wichtig ist auch das Interesse an Pflanzen und der Natur im Allgemeinen, wie Peter Petschek erklärt: „Man sollte eine Buche von einer Eiche unterscheiden können.“ Was Studierende dann vor allem lernen, ist die Freiraumgestaltung. „Überall da, wo keine Häuser stehen, sind die Landschaftsarchitekten im Einsatz.“ Ein bekanntes Beispiel einer Arbeit von Landschaftsarchitekten der HSR ist der neue Sechseleutenplatz in Zürich. Aber auch der MFO-Park in Oerlikon oder die Aussenanlagen der Zoos Zürich und Basel stammen aus der Feder von Landschaftsarchitekten.
„Bei uns ist es ein entscheidender Vorteil, wenn man bereits eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht hat“
Der Fokus im Studiengang Landschaftsarchitektur liegt einerseits in der Planung – dazu gehört auch, dass man zeichnen kann. Weiter gehört die Planung, Ausschreibung sowie die Ausführung von Arbeiten zum Handwerk der Landschaftsarchitekten. Und schliesslich sind ökologische Grundlagen Teil des Studiums. „All diese Bereiche der Landschaftsarchitektur sollten den Lernenden schon liegen“, erklärt Peter Petschek. 40 bis 50 Absolventen zählt die HSR pro Jahr. Das Studium kann entweder Vollzeit innerhalb von drei Jahren oder berufsbegleitend während fünf bis sechs Jahren absolviert werden. In der Schweiz kann nur in Rapperswil und in Genf der Bachelor of Science in Landschaftsarchitektur gemacht werden. Die Vielfalt an Studierenden ist gross in Rapperswil. Von Quereinsteigern und Studenten im Alter von 20 bis 50 Jahren sind verschiedenste Leute an der Hochschule anzutreffen. So hat es des Öfteren Absolventen gegeben, die zuerst eine Gärtnerlehre gemacht haben. Ein Absolvent, der Landschaftsgärtner gelernt hatte und danach den Abschluss als Landschaftsarchitekt erwarb, hat ausserdem an der Harvard University, der ältesten Ausbildungsstätte für Landschaftsarchitektur, studiert und schliesslich noch an der ETH in Zürich promoviert. Heute hat der HSR-Absolvent ein eigenes Architekturbüro. „Das Schöne am dualen Bildungssystem in der Schweiz ist, dass es so viele Aufstiegsmöglichkeiten bildet“, sagt der Studiengangleiter.
Ob nun Landschaftsgärtner oder Landschaftsarchitekt – die beiden Berufe haben eines gemeinsam: Die Gestaltung von Gärten und Parks liegt im Fokus und damit auch der Bezug zu Pflanzen und zur Natur. „Landschaftsarchitekten arbeiten sehr eng mit Landschaftsgärtnern zusammen. Diese beiden Berufe sind aufeinander angewiesen“, so das Fazit von Peter Petschek.